Prozess:Gutachter gibt Einblick in Welt des Waffenhändlers

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Die Parallelen zwischen dem Waffenhändler und seinem Kunden David S. sind auffallend - in mehreren Bereichen.

Von Martin Bernstein

Der 32 Jahre alte Waffenhändler des Münchner OEZ-Attentäters David S. hat schon als Schulkind Waffen, Panzer und Hakenkreuze gekritzelt. Mit 18 Jahren habe Philipp K. sich der rechtsradikalen Szene zugewandt, berichtete der psychiatrische Gutachter Norbert Nedopil am Montag im Prozess gegen den Marburger Philipp K. Demnach nahm der spätere Waffenhändler über einen gewissen Zeitraum auch an rechtsradikalen Treffen teil. Die Skinhead-Zusammenkünfte hätten ihn aber bald "gelangweilt", und er habe sich wieder zurückgezogen, sagte Nedopil.

Opferanwalt Yavuz Narin fragte indes, wie nachhaltig diese "Abwendung" gewesen sei. Immerhin habe Philipp K. noch im Januar vergangenen Jahres versucht, sich im Internet das Propagandavideo des NSU zu beschaffen, in dem die Rechtsterroristen ihre Opfer verhöhnten.

Auffallend sind Parallelen zwischen dem Waffenhändler und seinem Kunden David S., mit dem er sich vor der Münchner Bluttat zwei Mal in Marburg in Hessen traf. Beide galten in der Schule als Außenseiter, beide spielten exzessiv am Computer, beide äußerten rechtsradikale Parolen. Und beide waren seit ihrer Jugend fasziniert von Waffen. Philipp K. berichtete dem Psychiater von einem regelrechten "Freudentanz", den er aufführte, nachdem er das erste Mal mit einer Waffe und realer Munition schießen durfte.

Die von ihm empfundene Langeweile in seinem Leben, so Nedopil, habe K. durch die Suche nach dem immer nächsten "Kick" vertreiben wollen. K. suchte den Nervenkitzel geradezu - und entdeckte ihn vor allem in Waffen, die er "geil" fand und mit denen er dann zu handeln begann. Selbst nach einer Kalaschnikow, also einem Sturmgewehr, soll der junge Mann sich umgesehen haben. Auch das ist eine eine Parallele zum Münchner Amokläufer David S. Der spätere Attentäter fragte seinen Waffenhändler bei einem der Treffen in Marburg, ob dieser nicht eine Maschinenpistole für ihn habe. Zu dem Geschäft kam es dann aber nicht.

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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