Die Kunden von Selahattin A. wollten vor allem eins: muskelbepackte Köper. Um dem Muskelwachstum seiner Kunden nachzuhelfen, soll der 29-jährige Lagerist aus Hadern Arzneimittel fürs Doping über Zwischenhändler verkauft, aber auch selbst Anabolika herstellt haben. Allerdings handelte es sich bei diesen Präparaten mit den Bezeichnungen "Sky lab" und "German lab" lediglich um Placebos. Selahattin A. muss sich seit diesem Donnerstag vor dem Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm vorsätzliches, gewerbsmäßiges und unerlaubtes Inverkehrbringen von gefälschten Arzneimitteln zur Last. Den Ermittlungen zufolge sollen die Ampullen, die der Angeklagte seit Mai 2014 an Kunden in München verkaufte, nur mit sogenannten Trägerölen und nicht mit den für das Doping notwendigen Wirkstoffen befüllt gewesen sein. Eines der Trägeröle, das A. für seine Mixturen verwendete, war zum Beispiel nichts weiter als Erdnussöl.
In ihrer Anklage legt die Staatsanwaltschaft dem Lageristen ferner Handeltreiben mit Betäubungsmitteln sowie Betrug zur Last. Außerdem wird dem Mann Volksverhetzung vorgeworfen. Auf der für jedermann einsehbaren Facebookseite des 29-Jährigen befanden sich unter anderem Bilder von Adolf Hitler sowie eines mit Schmähungen gegen den Staat Israel. Damit habe der Angeklagte in Kauf genommen, so die Staatsanwaltschaft, den öffentlichen Frieden zu stören.
Zum Auftakt der Verhandlung nahm Selahattin A. mit breitem Grinsen auf der Anklagebank Platz. Er trug eine schwarze Hose und ein sehr eng anliegendes schwarzes Hemd, offenbar wollte er seine muskulöse Statur besonders hervorheben. Nach Verlesung der Anklage ließ der 29-Jährige über seine Verteidiger dem Gericht mitteilen, dass er vorerst keine Angaben machen werde. Bei einem Rechtsgespräch zwischen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung kam es zu keiner Verständigung.