Prozess am Amtsgericht München:Grapscher gibt sich als Polizist aus

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Er war betrunken und "frustiert": Ein Restauranthelfer hat sich als Zivilpolizist ausgegeben und eine 16-Jährige angewiesen, ihm in einen Park zu folgen. Dort begrapschte er sie. Er muss sich nun wegen Amtsanmaßung und sexueller Nötigung verantworten.

Von Andreas Salch

"Ich bin einer, der selten ausgeht", versichert Sedat G. vor Gericht. Doch in der Nacht auf den 1. Juni vergangenen Jahres war der 23-jährige Restauranthelfer auf einer Feier eines Freundes. Und entgegen seiner Gewohnheit habe er dort einen über den Durst getrunken. 15 Longdrinks Jacky-Cola sollen es gewesen sein. Als Sedat G. in den frühen Morgenstunden mit der U 2 nach Hause fuhr, versetzte er eine 16-jährigen Kauffrau in Angst und Schrecken.

Am Donnerstagmorgen nun saß der Restauranthelfer leicht verschnupft und mit blassem Gesicht auf der Anklagebank eines Schöffengerichts am Amtsgericht München. Die Staatsanwaltschaft hatte G. wegen sexueller Nötigung angeklagt.

Sedat G. gab sich als Zivilpolizist aus

Auf dem Nachhausweg hatte der 23-Jährige im Zwischengeschoss des U-Bahnhofs Harthof die Kauffrau angesprochen, ihr einen Ausweis mit einem weiß-blauen Aufkleber gezeigt und behauptet, er sei Zivilpolizist. Dann bat er die 16-Jährige, ihm an die Oberfläche zu folgen. Dort forderte er sie auf, ihm ihren Ausweis zu zeigen. Dabei griff G. zu seinem Handy und tat so, als würde er die Daten über die Einsatzzentrale der Polizei abgleichen.

Dann fragte Sedat G. die 16-Jährige, ob sie schon einmal Geschlechtsverkehr gehabt habe. Als sie entgegnete, dass ihn das nichts angehe, verlangte G. von ihr, ihm in einen nahe gelegenen Park zu folgen, und sagte zu der Kauffrau, dass sie nun eine Geldstrafe zahlen müsse. Als die völlig eingeschüchterte junge Frau sagte, sie habe kein Geld, zog Sedat G. sie in ein Gebüsch, begrapschte sie an den Brüsten und fasste ihr in die Hose. Der 16-Jährigen gelang schließlich die Flucht. Sedat G. entkam unerkannt.

DNA-Spuren an der Strumpfhose überführten ihn

Allerdings konnte die Polizei an der Strumpfhose der Kauffrau DNS-Spuren sicherstellen. Ein Abgleich mit den gespeicherten Daten verurteilter Straftäter führte die Ermittler so zu Sedat G. Von 2008 bis 2010 hatte er wegen Raubes eine Jugendstrafe in Neuburg an der Donau verbüßt.

In der Verhandlung vor dem Schöffengericht räumte der Restauranthelfer die Tat über seinen Verteidiger Christian Gerber ohne Umschweife ein. Für diesen Fall hatte ihm das Gericht zugesichert, eine Strafe zwischen einem Jahr und höchstens einem Jahr und sechs Monaten zu verhängen. Trotzdem wollte Richterin Karin Jung von dem 23-Jährigen noch wissen, was ihn denn geritten hatte, "so eine Nummer abzuziehen".

"Ich weiß es nicht", erwiderte Sedat G. und meinte dann, er sei "frustriert" gewesen, weil er seinerzeit die beiden Kinder, die er mit seiner früheren Freundin habe, nicht sehen durfte. Da Sedat G. geständig war, verurteilte das Schöffengericht ihn wegen sexueller Nötigung sowie Amtsanmaßung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und vier Monaten. Außerdem muss er noch eine Geldauflage in Höhe von 500 Euro an den Verein Frauen-Notruf München überweisen.

© SZ vom 10.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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