Priester wettert gegen Homosexuelle:Pławeckis Mission

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In der Kirche St. Joseph feiert die Polnische Katholische Gemeinde immer sonntags Gottesdienste in ihrer Muttersprache. (Foto: Florian Peljak)
  • Der Pfarrer der Polnischen Katholischen Gemeinde in München wettert in einem Artikel im Pfarrbrief gegen Homosexuelle.
  • Vertreter von Schwulen und Lesben sind empört, auch Gemeindemitglieder sind verärgert.
  • Priester Stanislaw Pławecki kann die Aufregung nicht verstehen: Er habe lediglich für die geltende katholische Lehre plädiert.

Von Jakob Wetzel

"Extrem homophobe Hetze" nennt es ein verärgertes Gemeindemitglied. Der Mann erhebt Vorwürfe gegen den Pfarrer der Polnischen Katholischen Gemeinde in München; auch Vertreter von Schwulen und Lesben sind empört. Der Priester dagegen weist die Vorwürfe zurück: Er habe lediglich für die geltende katholische Lehre plädiert, sagt er - sein Text werde missverstanden.

In der polnischsprachigen Gemeinde gibt es Ärger über einen Artikel, der im vergangenen Jahr in der Weihnachtsausgabe des Pfarrbriefs "Nasza Misja", zu Deutsch "Unsere Mission", erschienen ist. "Warum Homosexuelle nicht heiraten und keine Familie gründen können?", so lautet der Titel. Die Antwort gibt Pfarrer Stanislaw Pławecki auf vier Seiten: Wie ein Blinder nicht Autofahren könne, so seien Homosexuelle unfähig zur Ehe, schreibt er beispielsweise. Homosexuelle dürften für ihr Sexualverhalten nicht auf Kosten anderer Menschen belohnt werden. Eine homosexuelle Lobby würde Lesben und Schwule fälschlicherweise als diskriminiert darstellen, um Privilegien zu ergattern. Sollten sich homosexuelle Beziehungen ausbreiten, sei die Menschheit vom Aussterben bedroht. Und: Homosexuellen Paaren die Adoption zu gestatten, bedeute Gewalt gegen wehrlose Kinder.

"Geltende katholische Familienlehre"

Illustriert ist der Text mit Aufnahmen von lachenden Familien und jugendlich wirkenden Demonstranten. Neben der Überschrift prangt ein Verbotsschild; zwei männliche Puppen im Festanzug sind da zu sehen, durchgestrichen.

Der Text gehe "auf die geltende katholische Kirchenlehre zurück, in der Ehe und Familie rational begründet sind sowie biblisch-theologische Grundlagen haben", sagt Pławecki. Wenn sich ein Gemeindemitglied über seinen Artikel ärgere, hätte man darüber reden können. Und die Grundaussage sei doch, dass man Homosexuellen mit Achtung und Nächstenliebe begegnen soll.

Der 60-jährige Pfarrer ist Mitglied der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen, stammt aus Żegocina in der Nähe von Krakau und arbeitet seit fast 25 Jahren in München. Die Lehre, auf die er sich bezieht, findet sich etwa in Schreiben der römischen Kongregation für Glaubenslehre wie den "Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen" aus dem Jahr 2003; Homosexualität wird in dem Text als ein "beunruhigendes moralisches und soziales Phänomen" gedeutet; unterzeichnet hat der damalige Präfekt Joseph Ratzinger. Im Katechismus der Kirche heißt es, homosexuelle Handlungen seien "nicht in Ordnung" und nicht zu billigen; Lesben und Schwulen sei "mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen".

Versöhnliche Signale aus Rom

Zuletzt hatte es versöhnlichere Signale gegeben: Im Oktober stritt die Bischofssynode in Rom über den Umgang unter anderem mit Homosexuellen, freilich ohne sich einigen zu können. Doch vor diesem Hintergrund sei der Artikel im Pfarrbrief kontraproduktiv, klagt Alexander Miklosy von der Rosa Liste, der langjährige Vorsitzende des Bezirksausschusses für Ludwigs- und Isarvorstadt. Die alte Haltung der katholischen Kirche sei bekannt, aber "man muss das nicht so offensiv angehen", sagt er. Die Kirche suche nach Lösungen; da solle man "nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen".

Der Pfarrbrief "Nasza Misja" wird an Gemeindemitglieder verschickt und liegt in Kirchen aus, in denen polnischsprachige Gottesdienste gefeiert werden. Sonntagmittag etwa treffen sich die Gläubigen in der Josephskirche in der Maxvorstadt, die Gottesdienste sind gut besucht. Die Polnische Gemeinde hat nach eigenen Angaben in München und im Umland etwa 30 000 Mitglieder.

© SZ vom 15.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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