Positive Bilanz der Münchner Polizei:Weniger Unfälle, weniger Verkehrstote

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Im Hinblick auf Verkehrstote ist München die sicherste Millionenstadt Deutschlands. Bei Radfahrern stagniert die Zahl der Verletzten allerdings auf einem hohen Niveau.

Susi Wimmer

Johann Gschoßmann holt tief Luft. Wenn es darum geht zu erklären, warum München im Hinblick auf Verkehrstote die sicherste Millionenstadt in Deutschland ist, dann fallen dem Chef der polizeilichen Verkehrsabteilung viele Gründe ein: Die Arbeit der Unfallkommission, die Gefahrenpunkte entschärft; die Kontroll- und Überwachungsaktionen; Präventionsveranstaltungen und permanente Analysen. Fakt ist: In München sinkt die Zahl der Verkehrsunfälle seit zehn Jahren kontinuierlich, ebenso die Zahl der Verletzten. "Und bei den Verkehrstoten haben wir seit Einführung der Statistik 1955 den niedrigsten Stand erreicht", sagt der Polizeidirektor. Die wichtigsten Punkte der Verkehrsstatistik von 2010:

Vermessen, fotografieren, dokumentieren: 46.684 nahm die Polizei im Münchner Präsidiumsbereich auf, 24 Menschen starben vergangenes Jahr auf den Straßen. Zum Vergleich: 1979 zählte die Polizei 220 Unfalltote. (Foto: lok)

Hauptunfallursachen: Unachtsamkeiten beim Abbiegen, Wenden oder Einfahren, das sind die häufigsten Gründe, warum es auf den Straßen kracht, gefolgt von falschem Fußgängerverhalten, missachteter Vorfahrt, Tempoverstößen sowie Alkohol und Drogen. Die Zahl der Alkoholunfälle steigt zum Wochenende hin kontinuierlich an und erreicht am Samstag den Höhepunkt. Im übrigen ereignen sich die meisten Alkoholunfälle gegen 18 Uhr. "Das könnte daran liegen, dass am Arbeitsplatz getrunken wird", meint Johann Gschoßmann.

Radfahrer: 46.684 Verkehrsunfälle registrierte das Polizeipräsidium in seinem Einzugsbereich, dabei wurden 6874 Menschen verletzt - 3150 Autofahrer und 2179 Radler. "Die Tendenz geht dahin, dass die Zahl der verletzten Autofahrer stetig sinkt, bei den Radfahrern aber auf relativ hohem Niveau bleibt", erklärt der Polizeidirektor. Bei den Unfällen mit motorisierten Zweirädern zählten die Beamten 755 Verletzte, darüber hinaus mussten 790 Fußgänger medizinisch versorgt werden. Bei den Radlern, so sagt Gschoßmann, "machen uns nicht die Kinder Sorgen", die werden von der Polizei entsprechend geschult. "Es sind die übermütigen Erwachsenen, die ganz gravierend die Verkehrsregeln missachten." Dass die Verkehrsabteilung in diesem Jahr auch hier wieder einen Kontrollschwerpunkt setzen wird, ist für Gschoßmann selbstverständlich.

Unfallflucht: Jeder vierte Autofahrer in München, der einen Unfall verursacht, haut anschließend ab, ohne sich um den Schaden zu kümmern. In Zahlen: 12.594 Unfallfluchten im Jahr 2010, 584 Menschen wurden dabei verletzt. Natürlich, so räumt Gschoßmann ein, habe sich auch das Anzeigeverhalten verändert. Eine angeschlagene Türe, ein Kratzer in der Stoßstange oder eine Delle vom Rangieren im engen Parkhaus: Es werden viele Kleinschäden gemeldet. "Wohl auch, weil die Zahl der Geschäfts- und Leasingfahrzeuge steigt und die Anzeige wichtig ist für die Versicherung." Im übrigen kann sich die Aufklärungsquote der Abteilung Unfallfluchtfahndung sehen lassen: Exakt die Hälfte aller Flüchtigen kann ermittelt werden.

Senioren: 725 Schwerverletzte zählte die Polizei bei den Unfällen im vergangenen Jahr, der Anteil der Senioren liegt bei mehr als 24 Prozent. Von den acht Fußgängern, die 2010 im Stadtgebiet ums Leben kamen, waren vier über 65 Jahre alt. Erst Donnerstag erlag ein 99-jähriger Münchner im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen: Er war von einem rückwärtsfahrenden Auto erfasst und zu Boden geschleudert worden.

© SZ vom 19.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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