Polizei:Im Streifenwagen auf die Welt gekommen

Siegfried Leutner (rechts) half der Mutter von Robert Schuder, als sie kurz vor der Entbindung stand. (Foto: Martin Bernstein)

Ein 60-Jähriger trifft den Polizisten wieder, der bei seiner Geburt half.

Von Martin Bernstein

Es ist der 26. November 1957, ein nebliger Dienstagmorgen. Sicherheitskommissär Rudolf Klein und sein neuer Funkstreifenpartner Siegfried Leutner kurven mit ihrem Wagen "Isar 9" durch die Nymphenburger Straße. Wachtmeister Leutner hat seinen Kollegen gerade gefragt, ob es denn schon einmal eine Geburt in einem Funkstreifenwagen gegeben habe. Seit acht Jahren gibt es die 15 BMW, die die Stadtpolizei durch München fahren lässt. Seit ein paar Tagen erst ist der 27-Jährige dabei. Und seine Frage gar nicht so ungewöhnlich. Schließlich gehören für Funkstreifenbeamte Geburtshilfekurse sogar zur Ausbildung.

Plötzlich der Funkspruch aus der Zentrale: "Fahren Sie in die Caracciolastraße 5, eine Frau steht kurz vor der Entbindung." Mit dem Ehemann Josef Schuder bringen die Polizisten die hochschwangere Annemarie zum Auto. Aufs Rote Kreuz zu warten - so viel Zeit würde nicht mehr sein, erkennen die Polizisten. Mit Blaulicht geht es zum Mütterheim an der Taxisstraße. Ehemann und Polizisten springen gerade aus dem Auto - "da hab' ich gemerkt, dass irgendwas passiert ist", erzählt Annemarie Schuder 60 Jahre später, "und dann war der Herr Sohn da." Das Baby von damals, Robert Schuder, heute Verwaltungsexperte der bayerischen Chemieindustrie, sitzt mit am Tisch im Polizeipräsidium. Und neben ihm Siegfried Leutner. Es gibt Geschichten und einen grünen Funkstreifenwagen als Torte beim Wiedersehen nach sechs Jahrzehnten. Und das Geständnis von Vater Josef: "Ich hab' im Auto damals tatsächlich gefragt, ob meine Frau das noch ein bisschen einbremsen kann."

© SZ vom 16.12.2017 / Bm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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