Polizei:Falscher Staatsanwalt versucht Rentner um sein Geld zu bringen

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  • Der Betrüger bediente sich der Identität eines Juristen, um einen Münchner Rentner um sein Erspartes zu bringen.
  • Doch seine Stimme am Telefon klang zu jung und verriet den falschen Staatsanwalt.
  • Eine kurze Recherche im Internet zeigte: Anders als am Telefon behauptet, arbeitete der Jurist nicht bei der Staatsanwaltschaft München I, sondern bei der Generalstaatsanwaltschaft.

Von Susi Wimmer

Dass der Blutdruck plötzlich absackt, das Hirn nicht mehr richtig funktioniert und man nur noch "oh Gott, oh Gott" denken kann, das hat Hans K. am Dienstagmorgen am eigenen Leib gespürt. Ein Herr von der Bank war am Telefon und erklärte dem Münchner, dass sein Konto überzogen sei und eine Pfändung über 8600 Euro ins Haus stehe. Der 67-jährige Rentner solle sofort Dr. Manfred Nötzel von der Staatsanwaltschaft München I anrufen.

Bis vor kurzem leitete Nötzel tatsächlich die Staatsanwaltschaft München I, mit dem Fall hat der Jurist allerdings nichts zu tun. Denn es waren schlichtweg ausgefuchste Betrüger, die es auf das Geld von Hans K. abgesehen hatten. Doch das "langsam wieder einsetzende Gehirn", wie Hans K. sagt, bewahrte den Rentner vor Schlimmerem.

Trickbetrügereien sind alles andere als eine Seltenheit. In den letzten Jahren allerdings haben es die Gauner vor allem auf ältere Menschen abgesehen, teilweise durchforsten sie Telefon-CDs und suchen nach alt klingenden Namen. "Wie die auf mich gekommen sind, ich weiß es nicht", sagt Hans K. Und er kann sich auch nicht erklären, woher die Täter wussten, dass er ein Konto bei der Hypo-Vereinsbank hat. "Aber mit dem Internet kann man heute vermutlich alles rausfinden", vermutet er.

Wie die Betrüger versuchten an das Geld des Rentners zu kommen

Der 67-Jährige hatte gerade gefrühstückt, war "noch nicht so ganz wach", als Dienstagmorgen das Telefon klingelte und sich ein Herr Christian Walter meldete, er sei von der Rechtsabteilung der Hypo-Vereinsbank. Das Display des Telefon zeigte eine Frankfurter Nummer an, erzählt Hans K. Der vermeintliche Herr Walter kündigte an, dass das Konto von Hans K. demnächst gesperrt werde und eine Pfändung in Höhe von 8650 Euro anstehe.

Der 67-Jährige war völlig perplex, konnte nicht mehr klar denken und nur noch überlegen, wie er mit seiner Rente diesen Betrag zusammenkratzen sollte. Der vermeintliche Hypo-Mann redete weiter und machte dem Rentner weis, dass er nun bei der Münchner Staatsanwaltschaft anrufen müsse, und zwar den Herrn Dr. Nötzel. Dann nannte er eine Münchner Telefonnummer, unter der der Leiter der Staatsanwaltschaft erreichbar sei - und auch noch ein Aktenzeichen.

Herr Dr. Nötzel klang sehr jung am Telefon, fand Hans K. Aber er war sehr eloquent. Hans K. habe, so erklärte der Herr Nötzel, telefonisch am 6. Juli 2012 einen Gewinnspielvertrag mit Jasmin Weiß von der Firma win24 geschlossen. Er habe seine Beiträge nicht bezahlt und nun hätten sich die Verzugszinsen und Ausstände angehäuft. Alle Anwälte dieser Welt könnten da nichts machen. Er, Nötzel, werde den Fall heute noch einem Richter vorlegen, dann werde das Konto gesperrt.

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Natürlich, sagt Hans K., habe er früher des öfteren Anrufe erhalten, bei denen eine Stimme ins Telefon flötete: "Sie haben gewonnen". Da hätte er schon mal länger telefoniert, "aber ich habe wissentlich nie irgendeinen Vertrag abgeschlossen", sagt er. Der falsche Herr Nötzel schlug nun eine außergerichtliche Einigung mit dem gegnerischen Anwalt vor - aber nur, wenn der Rentner heute noch bis 17 Uhr eine Rate von 2175 Euro zahle. Da war der 67-Jährige erst einmal dankbar und froh, legte auf und wartete auf den angekündigten Rückruf von Nötzel.

Und dann klingelte doch eine kleine Alarmglocke in K.s Kopf: Er forschte im Internet nach Nötzel, stellte fest, dass der gar nicht mehr bei der Staatsanwaltschaft München I, sondern nun bei der Generalstaatsanwaltschaft ist, und dass Nötzel 65 Lenze zählt. "Und da passte die junge Stimme überhaupt nicht", erzählt der Rentner. Jetzt rief er bei der Hypo-Vereinsbank an. Dort sagte man ihm, dass es keinen Herr Walter in der Rechtsabteilung gebe - und dass sich in letzter Zeit die Fälle dieser Betrügereien häufen.

"Herr Nötzel" rief noch zweimal an. Hans K. hob nicht mehr ab. "Aber man muss die Leute vor diesen Betrügern warnen", sagt er, "die machen das sicher nicht nur einmal."

© SZ vom 20.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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