Platz für Projekte:Ein Haus für Münchens Schüler

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Im Erdgeschoss an der Brienner Straße 59 soll im Frühjahr das "Haus der Schülerinnen und Schüler" eröffnet werden. (Foto: Gino Dambrowski)

Nach fast zehn Jahren Planung findet die Stadt an der Brienner Straße passende Räume

Von Jakob Wetzel

Es hat lange gedauert, aber jetzt soll es schnell gehen. Seit fast zehn Jahren kämpfen Münchner Schülerinnen und Schüler für einen Ort, an dem sie sich treffen und Projekte planen können, auch wenn die Schulen abends schon zugesperrt sind. Die Stadt unterstützt die Idee, bereits seit November 2014 sucht sie nach Räumen für ein solches "Haus der Schülerinnen und Schüler", bis zuletzt freilich ohne Ergebnis. Nun, in der Corona-Pandemie, muss sie eigentlich sparen. Doch jetzt liegt offenbar ein unterschriftsreifer Mietvertrag vor.

Die Rede ist von Räumen an der Brienner Straße 59, nahe dem Stiglmaierplatz: Im Erdgeschoss stehen dort 493 Quadratmeter frei, im Keller gibt es zudem 187 Quadratmeter Lagerfläche. Die Stadt will diese Räume für zunächst vier Jahre von der Bischof-Arbeo-Stiftung der katholischen Kirche mieten. An diesem Mittwoch berät der Bildungsausschuss des Stadtrats darüber, am 16. Dezember tagt das Plenum, und bereits im März 2021 könnten dann die Schüler das Gebäude beziehen - vorausgesetzt, der Stadtrat ist einverstanden. Doch die Signale aus der Rathaus-Koalition sind positiv: Man könne nun einen "lang gehegten Wunsch" erfüllen, sagt Julia Schönfeld-Knor (SPD). Die Stadt werde handeln, kündigt auch Clara Nitsche (Grüne) an. "Wir wollen, dass das Münchner Haus für Schülerinnen und Schüler schon nächstes Jahr eröffnen kann."

Drinnen sollen dann unter anderem das Münchner Schülerbüro und die Stadtschülervertretung Büros erhalten. Darüber hinaus soll das Haus für Projektgruppen und Initiativen oder auch für einzelne Schüler offenstehen, die sich die flexibel zu nutzenden Räume aufteilen. Verwalten sollen sich die Nutzer selbst: Was inhaltlich geschieht, sollen die Jugendlichen selber entscheiden. Die Organisation soll ein Trägerverein stemmen, in dem sie ebenfalls mitreden. Die Abläufe soll ein Team von Rezeptionisten regeln; der Verein erhält dazu einen Etat für Minijobs.

Benedict Lang hat das Projekt des "Hauses der Schüler" von Beginn an mit vorangetrieben. Anfangs war er selber Schüler, er war in der zehnten Klasse; mittlerweile steht er kurz vor seinem Studienabschluss und ist Vorsitzender des Trägervereins. Er selbst hätte nichts mehr von dem Haus, er freue sich aber für die kommenden Jahrgänge, sagt er. Angesichts der schwierigen Haushaltslage sei das ein starkes Signal der Stadt. Und der Bedarf an Räumen für Schüler, die sich engagieren wollen, sei nach wie vor groß.

Lang hat in den vergangenen Jahren viel Hin und Her erlebt. Zuletzt im Juli 2019: Da glaubten sich Stadt und Schüler schon einmal am Ziel. Die Stadt wollte ein Gebäude an der Dachauer Straße 54 mieten, ebenfalls von der Bischof-Arbeo-Stiftung. Die Miete solle kalt bei unter 250 000 Euro im Jahr liegen, hieß es. Doch dann habe sich der nötige Umbau als unwirtschaftlich herausgestellt, erklärt das Bildungsreferat. Die Stiftung habe dann doch kein Angebot gemacht. Die neuen Räume sind nun nicht weit weg, sie befinden sich im Nachbarhaus. Die Mietkosten sollen ebenfalls unter 250 000 Euro im Jahr liegen.

Adina Rath will jetzt keine Zeit mehr verlieren. Sie könne es kaum erwarten, sagt die 17-Jährige Abiturientin am Edith-Stein-Gymnasium und Vertreterin der Schüler im Vorstand des Trägervereins. Auch jetzt in der Coronakrise sei das Haus wichtig. "Es soll nicht nur für größere Organisationen da sein, sondern auch für Leute, die bei sich daheim zum Beispiel keinen Drucker haben, um ihre Arbeitsaufträge auszudrucken, oder die viele Geschwister haben und sich daheim nicht konzentrieren können." Es solle jetzt so bald wie möglich für alle zugänglich sein.

© SZ vom 02.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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