Planungsausschuss:Bauen im Idyll

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Gegen den Willen der Grünen gibt der Stadtrat den Weg frei für eine "maßvolle Wohnnutzung" in der Eggarten-Siedlung

Von Sebastian Krass, Lerchenau

Ist die Eggarten-Siedlung ein geeigneter Ort für ein neues Wohnquartier? Oder muss ihr Charakter als grünes Idyll erhalten werden? Über diese Fragen hat der Planungsausschuss des Stadtrats am Mittwoch intensiv diskutiert - mit dem Ergebnis, dass das Planungsreferat ein Strukturkonzept mit dem Ziel einer "vorwiegenden, maßvollen Wohnnutzung" ausarbeiten wird.

Auslöser der Debatte waren zwei Anträge aus der Bürgerversammlung des Stadtbezirks 24 Feldmoching-Hasenbergl mit dem Ziel, die Eggarten-Siedlung in ihrer derzeitigen Struktur zu erhalten. Die Grünen im Stadtrat schließen sich dieser Forderung an. Zudem forderten sie, die Stadt solle versuchen, "mit den Eigentümern der Eggarten-Siedlung über einen Ankauf zu verhandeln". Und das Referat solle beim Strukturkonzept darauf achten, dass bisher private Flächen öffentlich zugänglich werden und dass "attraktive Fuß- und Radwege" entstehen. Der Eggarten war früher im Besitz des Bundeseisenbahnvermögens, Ende 2014 wurde er zum Verkauf ausgeschrieben. Die Landeshauptstadt habe sich damals nicht daran beteiligt, weil es dort nur eine eher lose Wohnbebauung gebe, wie ein Mitarbeiter des Planungsreferats erläuterte. Inzwischen sind zwei Drittel des Areals im Besitz der CA Immo, der Rest gehört der Büschl Unternehmensgruppe, die auf ihrer Homepage von etwa 2000 geplanten Wohnungen im Eggarten schreibt.

Der Grünen-Stadtrat Paul Bickelbacher sprach im Ausschuss von einem "eigenen, verwunschenen Stück München", das zudem "ökologisch hochwertig" sei. Er verwies darauf, dass es bisher kein Baurecht gebe und die Stadt versuchen könnte, das Areal relativ günstig zum Preis von Bauerwartungsland zu kaufen. Zudem sei man "nicht gezwungen, einen Bebauungsplan aufzustellen, wir könnten es uns als Stadt leisten, es liegen zu lassen". Brigitte Wolf (Linke) ergänzte, es wäre schade um "dieses unaufgeräumte Stück München".

Stadtbaurätin Elisabeth Merk hingegen macht in ihrer Vorlage darauf aufmerksam, dass "bis 2035 unverändert (...) ein anhaltender Siedlungsdruck zu erwarten" sei. Das mache es erforderlich, "an geeigneten Stellen Wohnbauflächen zu entwickeln". Ihre Stellvertreterin Jacqueline Charlier erklärte im Ausschuss: "Es wäre interessant, in ein Verfahren zum Bebauungsplan einzusteigen, wenn das Strukturkonzept vorliegt." Dem stimmte Stadtrat Johann Sauerer (CSU) zu, mit dem Hinweis, es sei der Stadtrat, der über das Maß der Bebauung entscheide. Heide Rieke (SPD) ergänzte, man könne auf "großzügige Grün- und Wegebeziehungen" achten. Zudem soll nach dem Willen von CSU und SPD versucht werden, ein Haus "als künftigen Bürgertreff" zu erhalten. Letztlich lehnte eine breite Mehrheit des Ausschusses den Antrag der Grünen ab und erteilte dem Planungsreferat den Auftrag für das Strukturkonzept.

© SZ vom 13.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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