Planegg:Warum die Feder angezogen ist

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In Aktion: Künstlerin Dorothea Frigo in jungen Jahren mit einem Werk aus blauen Federn. (Foto: OH)

Im Kunstsalon Planegg gibt die Bildhauerin Dorothea Frigo Auskunft über ihr Werk. Die Veranstaltung ist der Auftakt zu einer neuen Gesprächsreihe

Von Annette Jäger, Planegg

Die Spaghetti ziehen die Blicke auf sich. Kreuz und quer sind die Teigwaren wie Mikadostäbe in zarten Tüll gesteckt, drei Schichten übereinander. Das Werk der Münchner Künstlerin Dorothea Frigo ist Teil der Ausstellung im Kunstsalon in Planegg. Die Nudel wird zum Kunstobjekt. Wer der Einladung zum Gespräch mit der Künstlerin im Kunstsalon folgte, bekam die Antwort, warum sie ausgerechnet zur Nudel griff. Genauso ist es gedacht: In Kooperation mit der Volkshochschule Würmtal (VHS) lädt der Salon zu einer neuen Reihe ein, zum Künstlergespräch, um mehr zu erfahren über das Werk und den Künstler.

Was einen Künstler antreibt, wie er Material und Ausdrucksform findet, erschließt sich dem Publikum oft nicht auf Anhieb. Der Kunstsalon setzt hier an. Die erste Reihe stellt im kleinen Kreis zehn lokale Künstler und ihre Arbeiten vor. Ausgedacht haben sich das Konzept Martina Frick vom Kunstsalon und Uta Römer. Sie betreiben die Künstleragentur "insachenkunst würmtal". Die Arbeiten der dort vertretenen Künstler werden nun nach und nach vorgestellt.

Den Anfang machte Dorothea Frigo, die 2018 den GEDOK-Kunstpreis für Bildende Kunst für ihr Lebenswerk erhalten hat. Viele kennen Frigo aus Neuried. Dort unterrichtet sie seit gut 35 Jahren an der VHS. Wer wissen will, wie die Nudel in den Bilderrahmen kam, muss bei Federn anfangen. Als junge Bildhauerin, verwurzelt in der Frauenbewegung, hat Frigo an der Kunstakademie schon Ton und Daunen zusammengebracht, Hartes und Weiches.

Frigo begann, die bunten Federn in Tüll zu stecken und daraus Skulpturen zu bauen. Dann wurde Frigo Mutter. Weil sie die Bildhauerklasse nun nicht mehr besuchen konnte und sich als Mutter zwangsläufig auch mit dem täglichen Essen beschäftigte, kam sie auf die Nudel. Sie begann, Nudeln in Tüll zu stecken und sie in Rahmen hinter Glas zu fassen. Serienarbeiten, Schichtungen, Reihungen und Überlagerungen ziehen sich wie ein roter Faden durch Frigos Werk, "so wie es auch im Leben ist".

Kunst ist immer auch im Kontext der Zeit zu sehen, machte Frigo beim Gespräch im Kunstsalon deutlich. In den 1980er Jahren wurde das Thema künstliche Nahrung brisant. Sie setzte ihre bunten, künstlichen Federn in neuem Zusammenhang ein: Sie verwendete sie als Pizzabelag, schweißte die Kunstpizza in dicke Folie und bot sie bei einer Vernissage am Büfett an. Das machte Furore. "Heute hat Plastik eine ganz andere Botschaft." Frigo erzählte über die Entstehung ihrer Tontürme und ihre Arbeit mit Tonbändern, die sie zu dreidimensionalen grafischen Bildern vernähte. Dabei wurde immer wieder deutlich, dass nicht alle Kunst dem puren kreativen Impuls des Künstlers entspringt. "Kunst entsteht aus verschiedenen Aspekten und hat oft auch eine pragmatische Seite."

Die Arbeiten von Frigo sind noch bis Donnerstag, 11. Oktober, von 19 bis 21 Uhr zu sehen (Pasinger Straße 10), vom 12. bis 14. Oktober auch nach Absprache. Das nächste Künstlergespräch findet am Freitag, 14. Dezember, statt. Zu Gast ist Künstlerin Rosemarie Zacher. Am Freitag, 18. Januar, kommt Christoph Franke. Der Eintritt kostet 15 Euro.

© SZ vom 11.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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