Planegg:U-Bahn zum Campus

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Planeggs Gemeinderat billigt den Gesellschaftervertrag. In fünf Jahren soll der Probebetrieb nach Martinsried starten. Die Kommunalpolitiker denken bereits an eine Weiterführung bis Planegg

Von Rainer Rutz, Planegg

Auf dem Weg zur U-Bahn-Gemeinde ist Planegg jetzt einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Bei einer Sondersitzung, an der auch Landrat Christoph Göbel (CSU) teilnahm, billigte der Gemeinderat ohne Gegenstimmen den nach jahrelangem zähen Ringen ausgehandelten Vertrag zur Gründung einer Projektgesellschaft zwischen Kommune, Freistaat, den Stadtwerken München als Betreiber der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und dem Landkreis München. Der Vertrag sieht den Weiterbau der U-Bahn-Linie U 6 von der jetzigen Endhaltestelle am Klinikum Großhadern bis auf den Campus in Martinsried vor. Nach jetzigen Berechnungen wird die 960 Meter lange, unterirdisch geführte Strecke etwa 75 Millionen Euro kosten. Alles in allem kommen auf die Gemeinde Investitionen von etwa sieben bis acht Millionen Euro zu, verteilt auf mehrere Jahre.

In dieser Summe sind auch etwa 800 000 Euro für einen U-Bahn-Vollzug enthalten, der vermutlich den Namen der Gemeinde tragen wird, der Bau eines Parkplatzes und die komplette Oberflächengestaltung. Etwa drei Millionen Euro entfallen anteilsmäßig auf Planegg an Baukosten. Die Kommune erhält allerdings Pachtgelder, die sich pro Jahr auf etwa eine Million Euro beziffern. Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) und Landrat Göbel sprachen im Gemeinderat von einer "historischen Sitzung". Hofmann lobte seine Vorgänger im Amt, die er alle zur Sitzung eingeladen hatte: Ulrike Höfer (CSU), Dieter Friedmann (SPD) und vor allem Alfred Pfeiffer (SPD), den er einen "Visionär" nannte: "Auch wenn Helmut Schmidt einmal gesagt hat, wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen: Wir sind froh, dass du deine Vision weiterverfolgt hast."

In Pfeiffers Amtszeit Anfang der Neunzigerjahre gab es den ersten Gemeinderatsbeschluss zur Weiterführung der U 6. Er gilt als Grundlage aller weiteren Entwicklungen. Bürgermeister Hofmann erinnerte an die vielen Stolpersteine auf dem Weg zum jetzigen Vertrag: "Es gab zeitraubende Diskussionen um Halb- und Nebensätze, dabei blieb viel Zeit auf der Strecke." Vor allem Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig habe "unermüdlichen Einsatz" gezeigt und "die Fäden zusammengehalten." Denn schwierig wurden die Verhandlungen, nachdem die Gemeinde zwischenzeitlich, damals noch unter der mittlerweile verstorbenen Bürgermeisterin Annemarie Detsch (SPD), unter den ausgehandelten Bedingungen eine Bauträgerschaft abgelehnt hatte. Darauf verwies in der Sitzung auch Landrat Göbel: "Es gab das Vorbild der Stadt Garching, das erwies sich als Hürde." Es folgten zähe Verhandlungen, bei denen die Beteiligten erreichten, dass auf Planegg keine unkalkulierbaren Nachfolgelasten zukommen werden. Göbel: "Der Landkreis ist Partner und eigentlicher Auftraggeber. Ein Betriebskostendefizit trägt der Landkreis." Alle Vertragsbestandteile zwischen den Beteiligten fließen in eine Projektmanagementgesellschaft ein, die jetzt nach der Gemeinderatsentscheidung sofort gegründet werden muss. Diese Gesellschaft regelt und koordiniert alle weiteren Maßnahmen auf der Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses. "In fünf Jahren wird der Probebetrieb der U-Bahn aufgenommen", kündigte Landrat Göbel bereits ausgesprochen konkret an.

In der Diskussion gab es kaum Kritik. Im Gegenteil: Die Rede war vom "Leuchtturmprojekt für die Region" (Fritz Haugg, FDP), von einem "klaren Bekenntnis zum öffentlichen Nahverkehr" (Ralf Tatzel, SPD), von einem "Gemeinschaftswerk und einer Blaupause für künftige Großprojekte" (Gerhard Schleburg, CSU). Etliche Redner sahen Martinsried nicht als Endpunkt der U 6, obwohl dort Park & Ride-Plätze für mindestens 300 Autos gebaut werden. Christian Haugg (FDP) sprach von einer "Option zum Weiterspinnen bis Planegg", und auch Ralf Tatzel, der als Wissenschaftler selbst auf dem Campus Martinsried arbeitet, sieht "Signale für eine Verlängerung nach Planegg". Nicht nur die Universität und die Campus-Institute profitierten von der U-6-Verlängerung, sondern alle Gemeinden im Umkreis: "Nur so bekommen wir den Individualverkehr in den Griff."

© SZ vom 27.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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