Planegg:Steinwüste statt Biotop

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Erfolg des Grünflächenkonzepts lässt auf sich warten

Von Rainer Rutz, Planegg

Das viel gepriesene "Pflege- und Entwicklungskonzept für ausgewählte Grünflächen in Planegg" hat in den vergangenen beiden Jahren - möglicherweise wegen des trockenen Hitzesommers 2019 - Rückschläge hinnehmen müssen. Nicht anders lässt sich eine Auskunft aus dem Rathaus auf die Frage interpretieren, warum mindestens zwei große Stein- und Kiesflächen im Gemeindegebiet - an den Bahnböschungen am S-Bahnhof und auf einem gemeindeeignen Grundstück hinter dem Rathaus - trotz aufwendiger Begrünungsmaßnahmen vor zwei Jahren immer noch wie großflächige Steinwüsten aussehen und nur mit wenig attraktiven braunen Gräsern und Pflanzen bestanden sind. Gerade am "Eingangstor" zur Gemeinde, am Bahnhof sorgt der Zustand für viel Kritik. "Es kann uns leider niemand beantworten, warum auf diesen Flächen die Ansaaten so zögerlich angegangen sind", schreibt Planeggs Pressesprecherin Martina Sohn: "Die Gründe sind uns unerfindlich."

Gedacht war eigentlich, dass die beiden Flächen sich ähnlich entwickeln würden wie die 3000 Quadratmeter große ehemalige Steinwüste zwischen Planegg und Gräfelfing in Steinkirchen: Die früher sogenannte Erdbeerwiese ist nach den Regeln des Entwicklungskonzepts heute - nach Jahren intensiver Bearbeitung - zu einem artenreichen und bewunderten Biotop geworden. Das damalige Konzept hatte vor allem die Handschrift des Planegger Umweltreferenten Richard Richter getragen, der seine Ideen auch auf andere Brachflächen im Gemeindegebiet übertragen wollte. Die heute sogenannte Stoawiesn weist nach Untersuchungen eines Öko-Instituts mittlerweile mehr als hundert seltene Flora- und Fauna-Arten auf.

Dass es am Rathaus und am Bahnhof auch einmal so weit kommen könnte, glauben die meisten Anwohner nicht mehr, auch wenn im Rathaus ständig um Geduld gebeten wird. Martina Sohn schreibt, man wolle mit weiteren Maßnahmen auf alle Fälle noch ein Jahr warten, zumal man im Rathaus durchaus schon Erfolge sehe: "Es waren hier schon viele blütenbesuchende Insekten zu beobachten." Und "auch am Bahnhof wurden schon 27 Pflanzenarten kartiert". Man habe sogar 32 Wildbienenarten an den ehemaligen Gleiskörpern gefunden: "Bei entsprechender Entwicklung kann auch diese Fläche ein wertvolles Habitat für manche Wildbienenart werden." Dass es "derzeit optisch nicht so ansprechend" aussieht, bedauere man und verspricht: "Das wird sich 2021 ändern." Dasselbe Versprechen wurde bei einer Anfrage im Gemeinderat allerdings auch schon 2019 abgegeben. Planeggs Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU), der direkt neben der Stein- und Kiesfläche an der Seniorenwohnanlage am Rathaus wohnt, hat Anliegern gesagt, er könne sich dort auch eine ganz normale Blumenwiese mit Obstbäumen vorstellen.

© SZ vom 30.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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