Planegg:Plädoyer für den dörflichen Charakter

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Richtig gemütlich: Selbst im Herbst kann Planegg sich sehen lassen. (Foto: Hess)

Ein Bürgergutachten fasst zusammen, was Planegger und Martinsrieder in ihrer Kommune wünschenswert finden

Von Rainer Rutz, Planegg

Weniger revolutionär, sondern eher moderat stellen sich die Planegger Bürger die künftige Entwicklung ihrer Gemeinde vor. So steht es in dem 60 Seiten starken Bürgergutachten, das jetzt im Planegger Rathaus Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) übergeben wurde. 55 nach dem Zufallsprinzip ausgesuchte Planegger und Martinsrieder hatten im Sommer in verschiedenen Arbeitsgruppen vier Tage lang über Wünschenswertes und Machbares in ihrer Kommune nachgedacht. Angeleitet worden waren sie dabei von Mitarbeitern des Nexus-Instituts Berlin und Hilmar Sturm von der Gesellschaft für Bürgergutachten in München. Die vielfältigen Ergebnisse sollen in die Arbeit des Gemeinderates in den nächsten Jahren einfließen.

Vier Mal hatten die Teilnehmer im Juli für jeweils acht Stunden über den Aufgaben gebrütet. Die Zusammensetzung der Gruppe entspricht in etwa auch dem tatsächlichen Stand: Rund 69 Prozent waren Planegger, 31 Prozent Martinsrieder. 55 Prozent waren weiblich, Menschen über 60 Jahre waren leicht überrepräsentiert, rund Dreiviertel hatten entweder eine Hochschulausbildung oder Abitur. Überlegt wurde in sogenannten Planungszellen. Der "Bürger als Souverän", so Sturm, konnte dabei verschiedene Arbeitsgruppen besuchen und dabei auch die Hilfe von Experten in Anspruch nehmen. Gearbeitet wurde nach dem "Prinzip, dass die Information die Basis der Meinungsbildung sein soll", sagt Christine von Blanckenburg vom Institut Nexus.

Herausgekommen ist eine Fülle von Wünschen und Ideen, alle im Prinzip durchaus realistisch. Es war, darauf legt von Blanckenburg Wert, "keine Wünsch-dir-was-Veranstaltung". Auffallend war für die beiden Fachleute, dass es einen deutlichen Wunsch gab, die Eigenständigkeit beider Ortsteile zu bewahren.

Planegg und Martinsried sind zwar verschieden, gehören aber zusammen. Häufig wurde der Wunsch geäußert, diese Zusammengehörigkeit durch einen Park zwischen den Ortsteilen zu dokumentieren. Herausragendstes Ergebnis aber ist die Vorstellung, dass "der dörfliche Charakter der Gemeinde durch lockere Bebauung" erhalten bleiben müsse. Praktisch einstimmig wurde die starke Verkehrsbelastung moniert - vor allem in der Germeringer Straße, durch die sich täglich 16 000 Autos wälzen. Moderat bleiben soll auch das Bevölkerungswachstum: Ganze 0,5 Prozent im Jahr kann man sich vorstellen, das sind rund 60 Personen.

Scheinbar widersprüchlich dazu wirkt die Forderung nach mehrgeschossigem Wohnungsbau statt Einfamilienhäusern. An der Jörg-Tömlinger Straße wünscht man sich eine Fläche für Wohnungsbau am Waldrand. Kritisiert wurde das Angebot für Radfahrer und Fußgänger, das verbessert werden müsse; konkret wird ein Radweg in der Bahnhofstraße gefordert. Einen "Garten der Generationen" kann man sich am Feodor-Lynen-Gymnasium vorstellen, auch mit Platz für Jugendliche. Die Marktplätze will man mit Toiletten und mehr Sitzbänken seniorengerecht gestaltet wissen. Und schließlich soll nach dem Willen der Bürger die solide Finanzpolitik der Gemeinde ohne Schulden fortgeführt werden.

Bürgermeister Hofmann kündigte an, der Gemeinderat werde sich im Februar bei einer Klausur mit dem Bürgergutachten befassen: "Es soll für uns ein Leitfaden werden, womöglich auch in Flächennutzungspläne einfließen."

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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