Planegg:Im Zeichen der Pandemie

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Ein paar Besucherinnen und Besucher mehr hätten bei der Bürgerversammlung trotz Corona schon noch ins Kupferhaus gepasst. (Foto: Stephan Rumpf)

Corona und Verkehr beherrschen die Bürgerversammlung der Gemeinde

Von Rainer Rutz, Planegg

Es lag wohl nicht nur an Corona, sondern auch am gleichzeitig stattfindenden Champions-League-Spiel des FC Bayern, warum gerade mal 35 Planeggerinnen und Planegger den Weg zur Bürgerversammlung ins Kupferhaus genommen hatten. Dabei hatte die Gemeinde alles getan, um den großen Saal, der normalerweise fast 500 Besucher fassen kann, vorzubereiten: Große Abstände wurden eingehalten, die Teilnehmerzahl wurde auf 100 Personen beschränkt, und vor allem griff erstmals ein Kupferhaus-Konzept namens "Hygiene & Abstand", bei dem unter anderem ein neuartiges Desinfektionsmittel eingesetzt wurde, das laut Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) den meisten Bakterien und Viren auf glatten Flächen den Garaus macht. Der Wirkstoff soll auch künftig eingesetzt werden.

Nafziger, der seine erste Bürgerversammlung als Rathaus-Chef hielt, referierte naturgemäß fast ausschließlich über laufende Projekte, die schon unter seinen Vorgängern aktuell waren: Bahnhofsgelände, U-Bahn, Grundschulsanierung und natürlich Corona. Der Bürgermeister zeigte sich sehr zufrieden mit der Arbeit im Gemeinderat in den ersten Monaten seiner Amtszeit: "Bei sieben Gruppierungen ist meine Aufgabe die Moderation. Bisher ist die Zusammenarbeit sehr positiv verlaufen. Mir macht es Spaß."

Landrat Christoph Göbel (CSU), ein Würmtaler, meinte mit Blick auf Corona ironisch, es sei wohl so, "dass wir Politiker zu Beginn unserer Amtsperioden auf die Probe gestellt werden sollen". Er spielte damit auf den Beginn der Flüchtlingskrise bei seinem Amtsantritt an und auf die Pandemie, mit der sein Parteifreund Nafziger erst einmal leben muss. Allerdings hatte Göbel einige brisante Aspekte für die Planegger und die Würmtaler mit im Gepäck. Das betraf vor allem die Verkehrspolitik. Den täglichen Zustand auf der Germeringer Straße (M 21) nannte er angesichts der rasant steigenden Lkw-Zahlen "unerträglich". Der Landkreis habe eine Untersuchung "für eine der am stärksten frequentierten Straßen Bayerns" gestartet, mit dem Ziel, "den Lkw-Verkehr wieder dahin zu bringen, wohin er gehört: auf die Autobahnen". Göbel weiter: "Wir dürfen uns nicht ausruhen."

Geprüft werde derzeit auch das Konzept einer Seilbahn für den öffentlichen Personennahverkehr, die das "Würmtal mit dem Isartal und dem Hachinger Tal verbindet". Auch auf dem Bildungssektor gibt es Neuigkeiten. Die gerade mal einige Jahre alte Realschule in Gauting, die für das gesamte Würmtal zuständig ist, platze aus allen Nähten, berichtete Göbel. Es gebe Überlegungen, eine gemeindeübergreifende weitere Realschule, an der sich auch die Landeshauptstadt beteiligt, zu bauen - eventuell sogar in Planegg. In Germering plane man eine Fachoberschule, die auch Planeggern offenstehen soll.

Nach anderthalb Stunden waren die Planegger Bürger an der Reihe. Ihre Themen drehten sich um Verkehr, Bauvorhaben, Müllfragen, die U-Bahn-Planung und natürlich Corona. Robin Düll kritisierte das Hygiene-Konzept im Bürgerhaus: "Jeder weiß doch, dass sich das Virus hauptsächlich durch Aerosole verbreitet." Nafziger entgegnete, das Desinfektionsmittel sei als "zusätzlicher Schutz" gedacht. Düll sprach auch die Altlasten beim U-Bahn-Bau an, für deren Entfernung die Kommune "elf Millionen Euro" hinlegen müsse. Nafziger stellte klar, dass sich an diesen Kosten anteilsmäßig auch der Freistaat und der Landkreis beteiligen werden.

Schließlich vermisste Düll "den grünen Gedanken" bei der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes: Allein dafür würden 17 Bäume gefällt. Auch Nafziger bedauerte das, meinte aber, zum einen werde wieder aufgeforstet, zum anderen sei der Bebauungsplan längst besprochen und seit Jahren festgelegt. Eine Bürgerin wollte wissen, wie weit Planegg mit der Digitalisierung seiner beiden Grundschulen angesichts der Bildungsinitiative des Freistaats gekommen sei. Da wurde Nafziger deutlich: Man habe für "unsere beiden Schulen gerade mal 18 000 Euro erhalten. Das ist gar nichts". Die Gemeinde arbeite gerade an einem Plan, die Ausstattung der Schulen mit Computern und gutem Wlan-Anschluss zu verbessern

© SZ vom 23.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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