Planegg:Ein wichtiges Scharnier

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Mehr als 20 Jahre war Michael Rabeneck in Planegg Jugendreferent - auf 450-Euro-Basis. Nun hört er auf. Die Gemeinde will diese Arbeit aufwerten und schreibt nun eine neue Stelle aus - für 30 Wochenstunden

Von Rainer Rutz, Planegg

Welchen Stellenwert haben Kinder und Jugendliche in der Gemeinde Planegg? Um diese Frage ging es in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates. Nachdem der bisherige Jugendreferent Michael Rabeneck aufhört - er arbeitete mehr als 20 Jahre lang stundenweise auf 450-Euro-Basis - soll die Stelle des Referenten nicht nur neu besetzt, sondern auch massiv zu einem 30-Stunden-Job aufgewertet werden. Um das Thema fundiert diskutieren zu können, hatte man nicht nur die lokalen Jugendmitarbeiter etwa vom "Waaghäusl" eingeladen, sondern auch Mitarbeiter des Kreisjugendrings München und vor allem den Sprecher des Bayerischen Jugendrings, Winfried Pletzer. Und der redete den Gemeinderäten gehörig ins Gewissen.

Kinder und Jugendliche müssten deutlich mehr und kompetenter am gesellschaftlichen Leben einer Gemeinde beteiligt werden, betonte der Verfasser etlicher Bücher zu diesem Thema. In der Metropolregion München wachse die Zahl junger Menschen deutlich mehr als die der Rentner. Anderswo sei ein umgekehrter Effekt zu beobachten. Ein Jugendreferent müsse "als Scharnier zum Gemeinderat und den jungen Menschen fungieren". Gerade weil "Planegg eine junge Gemeinde" sei, müsse man Geld und Zeit investieren: "Gute Jugendpolitik ist ein Gewinn für die Gemeinde." Dabei gehe es nicht nur um Kinder und Jugendliche, "sondern auch um die über 18-Jährigen". Ziel sei "eine jugendgerechte Kommune". Die Gemeinderäte zeigten sich beeindruckt, setzten jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Michael Book meinte für die CSU, man brauche auf Dauer eine herausragende Persönlichkeit für diesen Job, man dürfe sich keinen Fehler leisten. Deshalb schlug er vor, die Stelle zunächst auf drei Jahre zu befristen und kontinuierliche Tätigkeitsberichte anzufordern. Die Gemeinde müsse sich auch von einer Kraft trennen können, sollte sich das im Lauf der Zeit als nötig herausstellen.

Damit trat Book eine Diskussion los. Von Seiten etlicher Gemeinderäte und den Sozialpädagogen wurde darauf hingewiesen, dass man möglicherweise dann hoch qualifizierte Kräfte von einer Bewerbung abhalte. Allerdings könne sich Planegg als attraktive Gemeinde auf viele gute Bewerbungen einstellen. Felix Kempf (SPD) erklärte, in Planegg gebe es "keinen Notstand", auch eine Halbtagsstelle hielt er für denkbar. Dem widersprachen nahezu alle anderen Gemeinderäte. Peter von Schall-Riaucour (FDP) schlug sogar eine Vollzeitstelle vor: "Das muss eine Stabsstelle werden. Jugendarbeit im digitalen Zeitalter ist eine Herausforderung." Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD) glaubt, "dass eine Befristung kein Damoklesschwert darstellt".

In der Abstimmung einigte man sich auf eine Dreiviertelstelle und auf eine vorläufige Befristung auf zwei Jahre. Diese will man aber "Probezeit" nennen. Die Stelle wird nun öffentlich ausgeschrieben.

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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