Planegg:Die Zeit fährt davon

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Im September 2018 läuft die Baugenehmigung für die U-Bahn-Verlängerung nach Martinsried aus. Der Gemeinderat von Planegg will rechtzeitig entscheiden

Von Rainer Rutz, Planegg

Am kommenden Mittwoch, 25. Oktober, wird der Gemeinderat von Planegg auf einer Sondersitzung endgültig über den Bau der U-Bahn-Verlängerung von Großhadern auf den Campus in Martinsried entscheiden. Dass es überhaupt nach dem Verhandlungschaos der vergangenen Jahre noch heuer zu diesem Termin kommen wird, grenzt angesichts der Dynamik und auch Dramatik der Verhandlungen zwischen Gemeinde, Freistaat, Landkreis und MVG fast schon an ein Wunder. Denn viele der Beteiligten hatten offenbar schlicht nicht wahrgenommen, dass den Planern die Zeit davonläuft: Denn im September 2018 erlischt die Baugenehmigung für das mindestens 75 Millionen Euro teure Projekt, danach hätte man praktisch wieder von vorne beginnen müssen.

Im Gespräch mit der SZ erläuterte Planeggs Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD), wie er, seine Verwaltung, aber auch Landrat Christoph Göbel (CSU), der zur Sondersitzung am Mittwoch anwesend sein wird, das Projekt in den vergangenen Monaten geradezu brachial angeschoben haben. Zum "Durchschlagen des gordischen Knotens" (Göbel) führte unter anderem offenbar ein Treffen, zu dem dieser im August alle Planer geladen hatte. "Da war den Beteiligten plötzlich bewusst", sagt Bürgermeister Hofmann, "dass uns die Zeit davonläuft: Wenn im September nächsten Jahres keine Bautätigkeit auf der 970 Meter langen Trasse zwischen Großhadern und dem Campus erkennbar ist, muss neu planfestgestellt werden." Er habe schon 2015 bei der Eröffnung des Biomedizinischen Centrums (BMC) auf die Dringlichkeit hingewiesen und sei dann davon ausgegangen, "dass der erste Spatenstich zur Landtagswahl im September 2018 erfolgen wird". Doch dann habe es "mehrere Durststrecken" gegeben: Die Stadtwerke München und die Oberfinanzdirektion brauchten knapp ein Jahr, um Fragen der Grunddienstbarkeiten und der Steuern zu lösen: "Da hatten wir alle plötzlich das große Bangen, ob das bis September 2018 hinhaut", sagt Hofmann. Letztlich sei dann die "Stadt München nicht in die Pötte gekommen" bei der Frage der künftigen Pachtvergütungen an die Gemeinde. Beim Round-Table-Gespräch mit Göbel wurde dann, so Hofmann, "ein riesiger Druck aufgebaut".

Und dann lief es plötzlich: Das Finanzamt stimmte zu, die Frage der Dienstbarkeiten löste Göbel, indem er die "Kosten als Betriebskosten" deklarierte und eine Übernahme durch das Landratsamt zusagte. Wie hoch die Pacht letztlich wirklich sein wird, kann erst nach Bauabschluss errechnet werden, sagt Hofmann: "Das muss der Gemeinderat schlucken." Das so entstandene Modell wird am Mittwoch dem Gemeinderat vorgelegt. Stimmt der zu, kann die Projektmanagementgesellschaft gegründet werden, europaweit muss sofort ein Manager für die Gesellschaft gesucht werden. Das alles dauert wiederum seine Zeit. Doch Hofmann ist zuversichtlich: "Zur Landtagswahl wird es den ersten Spatenstich durch Göbel und den Planegger Bürgermeister geben." Die reine Bauzeit wird mit vier bis fünf Jahren angegeben. Und dann lacht Hofmann ungläubig: "25 Jahre ist es her, dass eine U-BahnVerlängerung im Planegger Gemeinderat erstmals ein Thema war - unter Bürgermeister Alfred Pfeiffer."

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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