Planegg:Unmut am Würmufer

Lesezeit: 2 min

Der Protest gegen eine Bebauung der Würmauen hat ein Nachdenken über andere Unterkunftslösungen in Planegg in Gang gesetzt. (Foto: Stephan Rumpf)

Flüchtlingsunterkünfte in den Auen halten viele Planegger für eine schlechte Idee. Sie umlagerten zwei Stunden den SPD-Infostand und drohten dem Bürgermeister mit Abwahl, falls er keine Alternativen sucht

Von Rainer Rutz, Planegg

Es war ein möglicherweise wohl kalkulierter Gang in die Höhle des Löwen, den einige Planegger SPD-Gemeinderäte und ihr Ortsvereinsvorsitzender Ulrich Braun am Samstagvormittag bei herrlichstem Frühlingswetter antraten. Ihr Info-Stand an den Würmauen der Georgenstraße, wo nach dem Willen der Mehrheit der Gemeinderäte aus PDP, Grünen und Freien Wählern mehrere Flüchtlings-Unterkünfte entstehen sollen, war zwei Stunden lang umlagert von rund einhundert Planegger Bürgern. Es waren nicht nur Anlieger, die heftig und leidenschaftlich gegen die nach ihrer Überzeugung bevorstehende "Zerstörung des letzten und schönsten freien Würmufers, das wir in Planegg noch haben" mit Plakaten protestierten.

Der Protest äußerte sich nicht nur am Infostand: Es waren auch binnen weniger Tage tausend Unterschriften gegen die Zerstörung zusammengekommen. Nicht ausgeschlossen, dass dies inzwischen so manchen Genossen zum Zweifeln gebracht hat. Am Ende der überwiegend sachlich geführten Gespräche am Samstag schien es jedenfalls nicht mehr ganz so unwahrscheinlich, dass bei etlichen Gemeinderäten nach diesem Ortstermin ein Umdenken in Gang gekommen ist. Jedenfalls äußerten sich einige in diese Richtung. Denn offenbar ist noch nichts unwiderruflich festgemacht. Es gibt einen Bürgerantrag zum Thema Flüchtlingsunterkünfte in Planegg und Martinsried, der in den kommenden Wochen öffentlich im Gemeinderat behandelt werden muss. Und es gibt auch, so war zu hören, angeblich noch keine schriftliche Übereinkunft mit dem Baron Freiherr Hubert von Hirsch, dem ein Teil des Grundstückes gehört und der es auf die Dauer von zehn Jahren an die Gemeinde verpachten will. Und dann gibt es offenbar doch noch einige Alternativen, welche die Gemeinde noch genug geprüft hat - etwa Teile der ehemaligen Streuwiese in Steinkirchen auf der anderen Seite der Würm gegenüber dem Gewerbegebiet.

"Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust", meinte Gemeinderätin Bela Bach. Sie habe volles Verständnis für die Bürger. Doch die Gemeinde stehe unter starkem Druck von Seiten der Behörden. Sie müsse weitere Plätze für Unterkünfte in Planegg finden. "Was sollen wir denn tun?", fragte auch Gemeinderat Roderich Peter fast schon verzweifelt einen aufgebrachten Bürger, der eindringlich vor zu erwartenden Überschwemmungen und der Gefahr, die von der reißenden Würm für Kleinkinder ausgehe, warnte.

Immer wieder wurde betont, dass man nichts gegen Flüchtlinge habe, einige Anwohner arbeiten sogar in Helferkreisen mit. "Uns geht es ganz grundsätzlich um eine Bebauung jedweder Art", hieß es. Schließlich seien die Würmauen geschütztes Gebiet und stellten eine der letzten Erholungsflächen dar. Und auch aus regionalplanerischen Erwägungen komme das Grundstück nicht in Frage. So mancher Bürger wurde deutlich in Richtung Bürgermeister Heinrich Hofmann, dem man eine Hauptschuld zuwies: "Wenn diese Entscheidung bleibt, provoziert er einen Krieg im Gemeinderat", warnte drastisch Peter von Schall-Riaucour (FDP-Fraktion). "Unter Bürgermeisterin Detsch wäre das nicht passiert" und "die nächste Wahl kommt bestimmt", so die Drohungen. Und es hieß, jenseits der Würm, dass man Integration nicht von oben verordnen könne. Die Befürworter einer Bebauung hatten jedenfalls einen schweren Stand. "Uns ging es darum, mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen", sagte SPD-Ortsvereinsvorsitzender Braun. Das ist gelungen. Zu welchen Konsequenzen der Aufstand für den Schutz der Würmauen führt, wird sich zeigen.

© SZ vom 21.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: