Planegg:Debatte um neuen Brunnen ufert aus

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"Die Gestalt der Skulptur ändert sich mit jedem Schritt und regt daher zu immer neuen Assoziationen an", sagt Juror Manfred Mayerle über das Brunnen-Modell des Pasinger Künstlers Thomas Kroiher. (Foto: Thomas KroiheR; Levin/Monsigny)

Jury gibt der Skulptur des Künstlers Thomas Kroiher den Zuschlag, nicht alle Planegger Gemeinderäte sind begeistert

Von Rainer Rutz, Planegg

Über Geschmack lässt sich offenbar doch trefflich streiten. Das mussten Bürgermeister Heinrich Hofmann (SPD), Gemeinderäte und kunstschaffende Fachleute jetzt im Gemeinderat erleben, als es um die Jury-Entscheidung für ein Brunnenmodell in der neuen Ortsmitte von Martinsried ging. Denn obwohl sich die Jury bei nur einer Gegenstimme für das Modell des Pasinger Künstlers Thomas Kroiher entschieden hatte, diskutierten die Gemeinderäte zwei Stunden lang emotional über andere Modelle.

Nachdem Peter von Schall-Riaucour (FDP) einen Antrag eingebracht hatte, die Martinsrieder Bevölkerung über die beiden von der Jury favorisierten Kunstwerke von Kroiher und des zweitplatzierten Christian Tobin abstimmen zu lassen, bekannten sich immer mehr Gemeinderäte aus allen Fraktionen für diesen Vorschlag. Letztlich wurde er aber doch mit 14 gegen neun Stimmen abgelehnt. Martinsried erhält nun also den Brunnen von Thomas Kroiher, der in der Sitzung anwesend war und sichtbar mit gemischten Gefühlen die ausufernde Diskussion miterlebte.

Zuvor hatte Manfred Mayerle, selbst Bildender Künstler und Sprecher der Jury, die Entscheidung begründet. Das gefundene Modell erfülle alle gesetzten Kriterien, passe in die Landschaft und wirke nicht dominant: "Es gewährt großzügige Durchblicke, die Gestalt der Skulptur ändert sich mit jedem Schritt und regt daher zu immer neuen Assoziationen an. Das Thema Wasser wird organisch integriert. Drei Fontänen durchdringen die Skulptur von außen bis ins Zentrum und können durch drei weitere, außen liegende drei bis vier Wassersäulen ergänzt werden." Mayerle nennt die Skulptur "einzigartig". Auch Ursula Janson vom Bauamt der Gemeinde zeigte sich angetan von der "hohen Qualität mit ganzjähriger intensiver Wirkung". Im übrigen können auf Vorschlag von Bürgern auf die verschlungenen Stahlbänder Texte über Martinsried eingraviert werden.

Der Antrag von Peter von Schall-Riaucour zeigte jedoch, dass nicht nur das Jury-Ergebnis umstritten war, sondern auch das Prozedere der Wahl. Die Vorstellung, Martinsrieder Bürger entscheiden zu lassen, wurde unter anderem von etlichen CSU-Gemeinderäten, von der FDP, aber auch von Herbert Stepp (Grüne Gruppe 21) und Ralf Tatzel (SPD) unterstützt. Bürgermeister Heinrich Hofmann zeigte sich nicht gerade angetan von der Entwicklung: "Warum haben wir dann im April beschlossen, eine Jury entscheiden zu lassen?" Ein neues Verfahren oder eine Bürgerabstimmung würde viel Geld und Zeit kosten. Auch Jurator Mayerle war erbost: "Da hätten Sie sich die Jury schenken können." Cornelia David (parteifrei, SPD-Fraktion) sprach von einem "Schildbürgerstreich". Wenn schon Bürgerabstimmung, dann wenigstens mit einem Quorum von 50 Prozent, sagte Bela Bach (SPD). Gerhard Schleburg (CSU) kritisierte seine Fraktionskollegen: "Das Ganze artet aus." Über das Modell des Zweitplazierten, das hauptsächlich mit Pflastersteinen gearbeitet ist, urteilt Jurator Mayerle: "Das kann man in jedem größeren Baumarkt kaufen."

Am Ende fand sich schließlich doch eine Mehrheit für das Modell der Stahlkonstruktion aus sechs Stahlringen von Thomas Kroiher auf Basis des Entwurfs der Landschaftsarchitekten Levin/Monsigny (Berlin). Es kostet einschließlich Künstlerhonorar rund 64 000 Euro und liegt damit im vorgegebenen Rahmen.

Die sieben eingereichten Brunnenmodelle können von diesem Dienstag, 25. Juli, an zunächst für zwei Wochen im Foyer des Rathauses, Pasinger Straße 8, zu den Geschäftszeiten besichtigt werden.

© SZ vom 25.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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