Planegg:Bauen verboten

Lesezeit: 1 min

Öko-Fläche in Steinkirchen ist für Flüchtlingsunterkunft tabu

Von Rainer Rutz, Planegg

Rechtzeitig zur Diskussion um alternative Flächen für Flüchtlingsunterkünfte am Donnerstag, 31. März, im Gemeinderat hat Planeggs Umweltreferent Richard Richter eine Bilanz der so genannten ökologischen Ausgleichsfläche in Steinkirchen vorgelegt. Das riesige Gebiet zwischen Planegg-Steinkirchen und der Gemeinde Gräfelfing ist nach Ansicht einiger Gemeinderäte, vor allem aber nach Meinung von Planegger Bürgern, gut geeignet für den Bau von Flüchtlingsunterkünften. Das sagen zum Beispiel Anwohner der Würmaue an der Georgenstraße. Dort sollen, wie berichtet, zwei Flüchtlingsheime gebaut werden. Eine Mehrheit des Gemeinderats votierte dafür.

Was die Flächen in Steinkirchen betrifft, weist die Gemeinde immer wieder darauf hin, dass die ehemalige Streuwiese eine Ökokonto-Fläche ist und somit nicht bebaut werden darf. Wie prächtig sich dieses Areal offensichtlich entwickelt, hat nun Richard Richter mit Fotos von exotischen Blumen, wie zum Beispiel der Kartäusernelke oder der Ausdauernden Lein belegt. Der Umweltreferent schreibt in einer Pressemitteilung: "Die Saat ist aufgegangen. Die ehemalige Ackerfläche hat sich seit ihrer Herstellung 2011 zu einem kleinen Paradies für Pflanzen und Insekten entwickelt." Ökologen haben 2015 im Auftrag der Gemeinde untersucht, welche Tier-und Pflanzenarten sich hier mittlerweile zu Hause fühlen. Im Fazit heißt es: "Die Fläche hat sich zu einem hochwertigen Magerrasenkomplex entwickelt, der gerade hinsichtlich Frühblühern und niedrigwüchsigen Pflanzenarten, Insekten und Reptilien ein insgesamt sehr hohes Entwicklungspotenzial aufweist."

Das bedeutet aber auch: Diese Fläche kann nicht bebaut werden, Flüchtlingsunterkünfte können hier nicht entstehen. Richter fügt in seiner Mitteilung an, dass der Gemeinderat Planegg schon 2010 entschieden habe, "das verbleibende Trenngrün dauerhaft von Bebauung frei zu halten und deshalb naturschutzfachlich so hoch wie möglich aufzuwerten". Man sei auf dem richtigen Weg: Anlage und Pflege der Flächen hätten "bereits nach der kurzen Entwicklungszeit seit 2011 zu einem hohen Grad der Zielerreichung geführt; die erwünschten Biotoptypen des Grünlands sind in einer Qualität vorhanden, die den Erfassungskriterien für Biotope entspricht."

Bei einer großen Demonstration auf der gegenüberliegenden Würmaue hatten rund 100 Planegger Bürger vor kurzem gegen eine Bebauung ihrer Erholungsflächen protestiert, unter anderem mit Blick auf die Steinkirchner Ökofläche. Dabei fielen Sätze wie: "Kröten sind offensichtlich mehr wert als Menschen."

© SZ vom 29.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: