Planegg:Auf Abstand posaunen

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Im Ensemble spielen: Das geht auch wieder für die Kontrabass-Gruppe der Musikschule. (Foto: Florian Peljak)

Seit einer Woche bieten Musikschulen wieder Gruppen- und Ensembleunterricht an. Aber nicht mehr alle Familien können sich den Unterricht leisten

Von Annette Jäger, Planegg

Es ist eine "substantielle Erleichterung", sagt Thomas Schaffert, Leiter der Musikschule Planegg-Krailling: Seit gut einer Woche dürfen die Musikschulen wieder den Gruppen- und Ensembleunterricht abhalten. Allerdings müssen Abstandsregelungen eingehalten werden. Die Nachricht erreichte Schaffert sehr kurzfristig. Auf die Schnelle mussten Raumkonzepte und ein neuer Stundenplan erarbeitet werden.

Die Musikschulen haben eine Durststrecke hinter sich. Seit 11. Mai dürfen sie zwar wieder Einzelunterricht anbieten, Gruppen-, Ensemble- und Orchesterunterricht wie auch Chorproben waren jedoch untersagt. Zuletzt hatte sich der Musikschulleiter sehr frustriert über die Situation geäußert. Während Biergärten und Schulen wieder ihren Betrieb aufnehmen durften, galten für Musikschulen bislang noch strenge Auflagen, schilderte er die Lage. Doch dann kam an einem Freitagnachmittag endlich die langerwartete Nachricht vom Verband Bayerischer Sing-und Musikschulen, dass die Schulen den Betrieb wieder hochfahren dürfen. Künftig ist nicht mehr die Anzahl an Schülern dafür entscheidend, ob der Unterricht stattfinden darf, sondern nur noch der einzuhaltende Abstand, erklärt Schaffert: Bei Blasinstrumentenunterricht ist ein Abstand von zwei Metern zwischen Schülern und Lehrern einzuhalten, bei allen anderen Instrumenten genügt 1,50 Meter. "Damit kann die Ensemblearbeit als zentrales Angebot der Musikschule wieder stattfinden."

Sobald die neue Regelung publik war, haben Schaffert und das Kollegium noch am Wochenende begonnen, einen Plan auszuarbeiten, wie der Unterricht räumlich und zeitlich entzerrt werden kann. Die betroffenen Schüler wurden informiert, sofort am Montag vergangener Woche begann der Unterricht bereits zum 7 Uhr morgens mit einer Kontrabassstunde. Allerdings bleiben Einschränkungen: Orchesterunterricht mit 30 Musikern kann nicht stattfinden, dafür mangelt es an Platz, auch Gesang darf weiterhin nur im Einzelunterricht erfolgen. Ebenso ist Chorarbeit noch nicht möglich, "da ist das Gesundheitsrisiko am größten", erläutert Schaffert. Die Musikschule will weiter Online-Unterricht anbieten. "Wir haben auch erwachsene Schüler, die zur Risikogruppe gehören." Der größte Teil der Musikschüler habe der Schule die Treue gehalten und das Angebot des Online-Unterrichts wahrgenommen. Allerdings habe es auch Abmeldungen gegeben, "es gibt Familien, die sich den Unterricht wirtschaftlich nicht mehr leisten können", so Schaffert. Für nicht abgehaltenen Unterricht wurden den Familien die Kosten erstattet, "manche Familien haben uns den Beitrag auch gespendet", berichtet Thomas Schaffert. Die Musikschule habe keinerlei staatliche finanzielle Hilfen erhalten, "wir müssen das mit dem laufenden Budget bewältigen und die Rücklagen verwenden. Es sieht aus, als ob das klappt."

Ein Wermutstropfen bleibt für den Schulleiter: Den Tag der offenen Tür, den die Schule jedes Jahr zur Nachwuchsrekrutierung abhält und der angesichts der Pandemie unter freiem Himmel stattfinden sollte, hat die Gemeinde Planegg nicht genehmigt. Statt alle Instrumente an einem Tag kennenlernen und erproben zu können, müssen potenzielle Schüler jetzt für ein Instrument Schnupperstunden online buchen. "Das Atmosphärische fällt dabei halt weg."

© SZ vom 24.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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