Planegg:Absage an Kiesabbau

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Der Planegger Umweltausschuss erhebt schwere Vorwürfe gegen das Gräfelfinger Kiesunternehmen Glück und lehnt den Bau einer neuen Transportbeton-Mischanlage ab. Die vorgelegten Gutachten seien nicht präzise und "unglaubwürdig"

Von Rainer Rutz, Planegg

Die Gemeinde Planegg hat in ihrer Politik gegenüber dem Gräfelfinger Kiesunternehmen Glück, einem der größten in Bayern, eine Kehrtwende eingeleitet. Die Gemeinderäte verweigerten jetzt ihre Zustimmung zum Bau einer zweiten Transportbeton-Mischanlage und stellten damit auch ihre erst kürzlich unter Bedingungen gegebene Zustimmung für ein neues Kiesabbaugebiet auf dem so genannten Martinsrieder Feld zwischen Gräfelfing und Martinsried in Frage.

Für das Feld südlich der bereits ausgekiesten riesigen Fläche gibt es allerdings eine Genehmigung aus den Sechzigerjahren, Planegg kann einen Abbau also kaum verhindern. Im Umweltausschuss aber kam es zu heftigen Vorwürfen gegen das Kiesunternehmen und die Gutachter, die in der geplanten Transportmischanlage aus umweltpolitischer Sicht eher eine Verbesserung für die Anlieger aus Gräfelfing und Martinsried sehen. Planegger Gemeinderäte nannten die Argumente dagegen "unglaubwürdig und verdächtig".

Auch von Martinsried aus gesehen: Mondlandschaften inmitten von Wohngebieten. (Foto: Catherina Hess)

Die neue Tranportbetonmischanlage wird angeblich nötig, um den Kies aus dem "Martinsrieder Feld" abzutransportieren. Martinsrieder Bürger hatten sich schon im Vorfeld über zunehmenden LKW-Verkehr, Lärm und schlechte Luft beschwert. Glaubt man aber den Gutachten für die Anlage, soll es ausschließlich Verbesserungen geben: Alle Werte zu den entsprechenden Technischen Anleitungen (TA) würden unterschritten, heißt es in den Unterlagen, die die Firma Glück vorlegte. Im Ausschuss wurden diese jedoch geradezu zerpflückt. Christian Haugg (FDP), ein Fachanwalt, sprach von "schwammigen und unpräzisen Formulierungen, alle unglaubwürdig".

Die Firma Glück spricht von einer neuen Anlage, die allerdings "nicht voll ausgelastet" werde. "Welcher Unternehmer baut eine derart teure Anlage, um sie dann nicht auszulasten?", fragte Haugg. Beim Thema Lärmschutz sei die Rede von 107 Dezibel: "Das entspricht dem Lärm von Presslufthämmern", ergänzte Haugg. Er wurde grundsätzlich: "Wir haben jetzt schon Flächen wie Mondlandschaften - mitten in Wohngebieten." Diesem "Anachronismus" müsse man ein Ende setzen und "jede Zustimmung für Erweiterungen verweigern". Haugg fand breite Zustimmung. Giovanni Sammataro (CSU) forderte eine Totalverweigerung der Gemeinde und betonte, "dass heute schon Schwerlaster von Glück durch Martinsried fahren, obwohl das immer wieder bestritten wird. Wir Planegger haben nur Nachteile durch den Kiesabbau." Für Felix Kempf (SPD) steht fest, dass "die Anlage größer als nötig" werde. Roman Brugger (SPD) sieht große Defizite bei der Wiederverfüllung, und Ralf Tatzel (SPD-Fraktion) forderte von Planegg "ein deutliches Signal: Wir haben nichts zu verlieren."

Es regt sich Widerstand gegen das Gräfelfinger Kiesunternehmen Glück. (Foto: Catherina Hess)

Das deutliche Signal kam dann in Form eines scharf formulierten Beschlusses. Gegen zwei Stimmen - Sammantaro und Haugg hatten noch mehr gefordert - wurde der Bau der Transportanlage abgelehnt. Als Begründung wurde angeführt, dass Glück kaum auf die Befürchtungen Planeggs eingegangen sei, "unvollständige Gutachten" vorgelegt habe, weiterhin offenbar mit "Fremdkies" arbeiten wolle und im übrigen "den Regionalen Grünzug zerstöre". Doch da Planegg am Verfahren nur als Nachbar beteiligt ist, bleibt unklar, ob der Beschluss irgendwelche Auswirkungen hat: "Das hängt jetzt weitgehend von der Haltung Gräfelfings ab", sagte Felix Kempf: "Aber immerhin müssen unsere Einwände öffentlich ausgelegt werden."

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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