Pflege:Die Zeit drängt

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Gut betreut: In Milbertshofen fehlt ein Platz, an dem Senioren gepflegt werden können. (Foto: dpa)

Milbertshofen-Am Hart braucht dringend eine Seniorenpflege-Einrichtung, doch wo? Der Bezirksausschuss macht dem Stadtrat mehrere Standortvorschläge - darunter ist auch der U-Bahnhof Olympiapark

Von Nicole Graner, Milbertshofen

Was hat der U-Bahnhof Olympiapark mit dem so lange gehegten Wunsch zu tun, im elften Stadtbezirk endlich ein Pflegeheim zu bekommen? So viel, dass der von den Stadtwerken entrümpelte U-Bahnhof als ein neuer Standort gehandelt werden könnte. Ein Hotel, ein Studentenwohnheim - viel wurde über dieses Areal diskutiert. Drei Planungsentwürfe sind in der engeren Auswahl: Die Variante "Grüner Tisch", die Idee eines "Visitor Centers", in dem die Besucher über den Olympiapark und seine Geschichte informiert werden sollen, und eine "Mobilitätsstation". Doch nun hat die CSU im Bezirksausschuss (BA) am Mittwoch eine weitere Möglichkeit ins Spiel gebracht: ein Senioren- und Pflegeheim. Das sei, so CSU-Fraktionssprecher Erich Tomsche, ein "optimaler Platz", der auch noch Raum ließe für den geplanten Info-Point. Die U-Bahn, die Nähe zu Geschäften und der Olympiapark liefern Argumente für eine Bebauung auf diesem viel diskutierten Areal.

Auslöser für eine erneute Beschäftigung mit dem Thema war nicht nur das klare Fazit der Stadt, dass Milbertshofen-Am Hart eine vollstationäre Pflegeeinrichtung brauche, weil die geplanten 175 Plätze im Neubaugebiet Bayernkaserne nicht ausreichten, sondern auch die Feststellung des Sozialreferats, dass "derzeit keine geeignete Fläche im Stadtbezirk" zur Verfügung stehe.

Verschiedene Standorte wurden schon geprüft. Unter anderem auch das im Juni 2017 von der SPD vorgeschlagene Areal an der Brentano- und Abtstraße, das als allgemeine Grünfläche ausgewiesen ist und nicht bebaut werden darf. Ein weiteres, angrenzendes Grundstück mit 1 540 Quadratmetern sei zu klein. Wie die Stadt betont, liege die Bedarfsfläche für eine vollstationäre Pflegeeinrichtung bei 7000 Quadratmetern. Weitere Vorschläge werden also gesucht. Nicht nur die CSU hat Ideen, auch die SPD will in einem Antrag zwei weitere Standorte von der Stadt prüfen lassen. Zum einen das frühere Tengelmann-Gelände nördlich der Neuherbergstraße. Das Gebiet sei derzeit mit einer nicht genutzten Gemeinschaftsunterkunft belegt. Die Grünfläche müsste für eine Bebauung allerdings umgewidmet werden.

Geprüft werden soll zum anderen die Ostseite der Mortonstraße. Dieses Grundstück gehöret der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), soll aber verkauft werden. Die Stadt könnte, so die SPD, also mit der Bima in Kaufverhandlungen treten. Auch fordert die SPD die Stadt auf, das Gebiet an der Brentano- und Abtstraße mittels Sondernutzung als Seniorenheim umzuwidmen. Ein Teil der besagten Grünwiese sei außerdem, wie BA-Vorsitzender Fredy Hummel-Haslauer (SPD) erklärt, momentan eingezäunt und eher Hundewiese und Abladeplatz. "Die Grünfläche", so Hummel-Haslauer, "steht der Öffentlichkeit derzeit also nicht richtig zur Verfügung". Die Grünen führten noch die Riesenfeldstraße 83 an. Dort wollte die Stadt ein Flexiwohnheim beziehungsweise Boardinghaus bauen. Das hatte der Bezirksausschuss erfolgreich abgelehnt. "Anstelle eines Boardinghauses könnte man da doch ein Seniorenwohnheim hinstellen", forderte Bianca Hegmann (Bündnis 90/Grüne).

Zurück zum Areal am U-Bahnhof Olympiazentrum. Wie realistisch ist der Vorschlag der CSU? Stadträtin Jutta Koller (Grüne) machte deutlich, dass das geplante "Visitor-Center" durchaus eine große Fläche beanspruchen würde. Platz für ein Seniorenheim sei da eher nicht mehr. Die Platz-Diskussion verband Erich Tomsche mit der Frage, wie man in München generell bauen wolle. Überall werde hoch gebaut, da werde man wohl umdenken müssen. "Wir werden nicht nur höher bauen müssen, sondern auch fantasiereicher". sagt Tomsche. Und er meinte damit wohl, dass dann auch das Seniorenheim am U-Bahnhof in die Höhe gebaut werden könne. "An diese Stelle", bekräftigt er, "würde es hervorragend passen. Es gibt keinen Platz, der besser wäre."

Die Prüfung der Standortvorschläge - allen stimmte das Gremium zu - wird erneut Zeit in Anspruch nehmen. Die aber drängt, wenn die Stadt in der Sozialausschuss-Sitzung im April eine für den Stadtbezirk so wichtige Pflegeeinrichtung für Senioren auf den Weg bringen will.

© SZ vom 23.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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