Peter Jonas und Zubin Mehta:Abschied in Ringelsocken

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Sir Peter Jonas (li.) und Maestro Zubin Mehta (Foto: Foto: dpa)

Die Ära des Intendanten der Bayerischen Staatsoper und seines Generalmusikdirektors endete famos - mit einer einzigartigen Danksagung des Münchner Publikums samt Kardinal und Altbundespräsident.

Oliver Das Gupta

Wie ein Monarch saß er da, in der Königsloge, am Körper den Smoking, das Haar schlohweiß, den Rücken inzwischen etwas gebeugt. Richard von Weizsäcker erhob sich am Ende des zweiten Aktes als einer der ersten - und applaudierte Kurt Moll.

Der große Bassist stand ein letztes Mal auf der Bühne der Münchner Staatsoper - als Nachtwächter in den Meistersingern von Nürnberg. Dass es sich um eine Minirolle handelte, störte das Publikum nicht: Es bejubelte Moll - er beendet nach 47 Bühnenjahren seine Karriere - wie keinen anderen Sänger an diesem Abend.

Der erste Abschied von dreien: Nach einer wuchtig-guten Vorstellung der Wagner-Oper geriet der spätere Abend zu einer einzigen großen Danksagung an Sir Peter Jonas und Generalmusikdirektor Zubin Mehta. Mit Humor, Charme und Engagement haben sich der Brite und der Inder in 13 (Jonas) und acht (Mehta) Jahren die Liebe der Münchner Zuhörerschaft redlich verdient.

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Die Ära Jonas/Mehta stellt einen "unglaublichen Höhepunkt in der Geschichte der Staatsoper" dar, stellte Bayerns Kulturminister Thomas Goppel treffend fest. Sprach' s und ernannte beide zu Ehrenmitgliedern des Hauses, Sir Peter "mit dem Auftrag wiederzukommen", Mehta "mit dem Auftrag zu bleiben".

Die oft unkonventionelle Art von Peter Jonas - der Ansprachen auf Premierenfeiern mal im Schlabberlock, mal in einem Fußballtrikot, aber stets auf einem Tisch stehend hielt - zeigte sich auch an diesem Abend: Für die "Ahnengalerie" der Oper ließ er sich im Rollkragenpulli porträtieren, auf die Bühne kam er in feinem schwarzen Zwirn - mit Ringelsocken.

In der allgemeinen Hochstimmung ging es nahezu unter, dass der Personalratsvorsitzende das Wirken des Duos Mehta/Jonas mit einem Virus gleichsetzte und Goppel eine zweifelhafte Wagner-Passage in seine Ansprache einflocht.

Sei's drum, am Ende waren alle zufrieden: Mehta und Jonas lagen sich in den Armen, Kardinal Friedrich Wetter, die Weizsäckers und rund 2000 weitere Zuschauer wedelten mit von der Oper spendierten Taschentüchern und der Kultusminister erhielt für seine Rede so viel Beifall wie selten.

Was Goppel von den Nachfolgern des verabschiedeten Duos hält, ließ er auch indirekt durchblicken: "Das waren Zeiten, wie wir sie nicht wiederbekommen", sprach der Minister. Es klang fast ein wenig wehmütig.

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