Perlach:Erst denunziert, dann ermordet

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Hinter der Inschrift verbirgt sich das Schicksal von zwölf Arbeitern. (Foto: Privat)

SPD lädt am Sonntag zu einer Gedenkfeier am Pfanzeltplatz

"Zum Gedenken der Opfer aus den Revolutionsjahren 1918/1919" - so steht es unscheinbar auf dem Kriegerdenkmal am Perlacher Pfanzeltplatz. Hinter diesen harmlosen Zeilen verbergen sich nicht zuletzt zwölf Perlacher Arbeiter, die meisten von ihnen Sozialdemokraten, die in der Nacht vom 4. auf den 5. Mai 1919 vom rechtsgesinnten Freikorps Lützow aus den Betten gerissen und danach ohne Prozess hingerichtet wurden. Genau 100 Jahre danach erinnert der SPD-Ortsverein Perlach-Waldperlach am Sonntag, 5. Mai, um 14 Uhr mit einer Kranzniederlegung am Perlacher Kriegerdenkmal daran. Die Gedenkrede hält Landtags-Vizepräsident Markus Rinderspacher (SPD).

"Wir wollen an diesem Tag gemeinsam der Toten, ihrer Familien und unserer eigenen Geschichte gedenken", sagt Helena Schwinghammer, die Vorsitzende der Perlacher SPD. "Besonders freuen wir uns über die Teilnahme der Urenkel des erschossenen Korbmachers August Stöber an unserer Gedenkstunde. Dessen Sohn Willi war 80 Jahre lang Mitglied der SPD und Mitbegründer im Ortsverein Trudering." Neben Stöber waren insgesamt 13 Perlacher Arbeiter nach der Niederschlagung der Münchner Räterepublik von Perlacher Bürgern, die sich von vermeintlichen Kommunisten bedroht fühlten, beim Freikorps denunziert worden. Zwölf von ihnen - Josef Ludwig, Arthur Koch, Johann Keil, Sebastian Hufnagel, Albert Dengler, Albert Krebs, Georg und Josef Jakob, Georg Eichner, Konrad Zeller, August Stöber und Johann Fichtl - wurden zum Biergarten des Hofbräukellers am Wiener Platz in Haidhausen gebracht und dort in Gruppen von zwei bis drei Männern vom Freikorps erschossen. Sie alle hinterließen eine Ehefrau und insgesamt 36 Kinder.

"Es erschüttert uns noch heute," sagt Helena Schwinghammer, "dass die Verfahren gegen die Mörder und Hintermänner im Juli 1922 einfach eingestellt wurden und bis heute ungesühnt sind. Wir wollen aber nicht anklagen, sondern der Toten und ihrer Familien gedenken und sie am 100. Jahrestag ihrer Ermordung ehren, ganz im Sinne des ersten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner." Von ihm stamme der Satz, dem sich die Perlacher SPD verpflichtet sehe: "Jedes Menschenleben soll heilig sein!"

© SZ vom 03.05.2019 / gru - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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