Theater:Mannomann

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Beschützer oder Männer in prekären Verhältnissen? "Security" wirft einen Blick auf die Sicherheitsbranche. (Foto: Lucas Eylandt)

Im Pathos Theater stellt das Stück "Security" Fragen über die Sicherheitsbranche und über unsere Bilder von Männlichkeit.

Von Magdalena Zumbusch

Ohne es zu merken, stolpert der Besucher in das Stück "Security" - und wird Teil davon. Ein kräftiger, großer Security-Mann steht vor der Tür und kontrolliert die Taschen. Im Raum angekommen wird klar, dass es sich um einen der vier Darsteller handelt. Alle Vier tragen die gleichen, für Sicherheitskräfte typischen Anzüge. Mit forschen Anweisungen interagieren die Security-Männer im Raum mit den Besuchern, nehmen sie auf in ihr Spiel. Und mit in einen Abend zwischen Performance und Installation.

Der Security-Mann steht für herkömmlich männliche Eigenschaften: ein starker Beschützer. 16 Interviews mit Sicherheitsleuten führte Regisseur Christopher Ramm für das Projekt, um spannenden Fragen nachzuspüren: Ist die seit Jahrzehnten wachsende Security-Branche ein Kapitalismus-Auswuchs? Zur Absicherung immer größeren Reichtums bei einigen wenigen? Hilft die Security-Kraft so, unser neoliberales System aufrecht zu erhalten? Bringen aber genau diese Strukturen ein Lohngefälle hervor, unter dem die Security-Branche selbst leidet? Die Sicherheitsleute als oft ungelernte Arbeiter leben nicht selten in prekären Verhältnissen.

Performt wird im Pathos nun, was das Zeug hält: Die vier Darsteller gebärden sich wie Securities es eben zu tun haben, stramm und männlich. Brechen dann aber auch aus dieser Rolle aus. Einer tanzt ekstatisch über die Bühne. Ein Gespräch zwischen den Darstellern gibt es aber nur ganz am Ende. Die vier Männer ziehen ihre sperrigen Monturen aus und unterhalten sich. Über Dinge, die ihnen Angst machen: Männer dabei zu beobachten, wie sie emotional über sich selbst reden, einfühlsam miteinander umgehen ganz unter sich, fühlt sich überraschend ungewohnt an. Fast etwas peinlich berührend. Die Hinterfragung unseres Männlichkeitsbildes gelingt hier gut. Die spannenden Fragen rund um die Entwicklung der Security-Branche bleiben dagegen offen.

Christopher Ramm, "Security", Sa. 29. Okt. 20 Uhr, So. 30. Okt. 18 Uhr, Pathos Theater, Dachauerstr. 110d

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