Pasing:Vision vom City Airport Pasing

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Erste Testflüge sind geplant: Der "City Airbus", ein viersitziges Flugtaxi, bei einer Präsentation in Ingolstadt. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die CSU-Fraktion will den Bahnhof im Münchner Westen startklar für Flugtaxis machen. Die Mehrheit im Stadtteilgremium hält diese Idee für reichlich abgehoben

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Taubenhaus im Umfeld des Pasinger Bahnhofs gestaltet sich schwierig, schließlich muss man unter anderem dem Anflugverhalten der Vögel gerecht werden. Geht es nach der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing, dann hätte die Stadtverwaltung bald mit einem womöglich weit komplexeren Start- und Landeproblem zu tun. Die Christsozialen fordern, dass der Pasinger Bahnhof für den Flugbetrieb von Lufttaxis fit gemacht werden soll. Fraktionsmitglied Stephan Pilsinger, seit 2017 Bundestagsabgeordneter, kam aus Berlin zur Pasinger Sitzung angereist, um dem Gremium die Idee vom Vorort-Airport nahezubringen und zu appellieren: "Es ist wichtig, dass Pasing den Anschluss an die Zukunft nicht verpasst."

Die CSU im Viertel hängt sich mit dem Antrag an einen Vorstoß der Stadtratsfraktion vom Juli 2018, die eine Start- und Landefläche für Flugtaxis am Münchner Hauptbahnhof ins Spiel gebracht hatte. Die Deutsche Bahn solle diese zukunftsweisenden "bemannten Flugdrohnen zum Personentransport" in ihrer Planung des neuen Hauptbahnhofs berücksichtigen, was die DB mittlerweile auch grundsätzlich nicht ausschließen will. Pasing als viertgrößter Bahnhof in Bayern, wichtiger Umsteigebahnhof und damit "zentraler Umsteigebahnhof in München" dürfe diese Entwicklung "nicht verschlafen", so Pilsinger. Es sei davon auszugehen, dass die Technik schon in einigen Jahren so weit ausgereift sein werde, dass Flugtaxis zum Personentransport etwa zum Flughafen eingesetzt werden könnten. "So sind in Dubai bereits Testflüge mit Drohnen aufgenommen worden, die in Zukunft als fliegende Taxis Personen befördern sollen", heißt es im CSU-Antrag. Man müsse aber nicht in die fernen Arabischen Emirate schauen, auch westlich von München, etwa in Oberpfaffenhofen, werde geforscht, das Start-up Lilium plane, in wenigen Jahren ein Elektro-Flugtaxi auf den Markt zu bringen. Und auch Airbus wolle womöglich schon 2025 den Regelbetrieb mit seinen Passagierdrohnen aufnehmen.

Wo in etwa die Senkrechtstarter mit ihren Passagieren in Pasing nahe dem Bahnhof abheben könnten, darüber hat sich Pilsingers Fraktionskollege im BA, Stadtrat Frieder Vogelsgesang, bereits Gedanken gemacht: Eine Option sei die Josef-Felder-Straße, besser bekannt als Nordumgehung Pasing (NUP). Im Zuge der U-Bahn-Verlängerung nach Pasing müsse diese noch einmal stellenweise aufgerissen werden. Wenn sie später wieder hergerichtet werde, könne man doch die Straße überdachen und dort einen Landeplatz einrichten. Vogelsgesang erinnerte daran, dass auf dem Dach des neuen Herz-, Lungen- und Gefäßzentrums in Großhadern ein Landeplatz für Rettungshubschrauber geplant sei. "Unser Ziel muss es sei, den Individualverkehr auf den Straßen zu verringern", so der CSU-Politiker.

Im Gremium schlug dem CSU-Antrag erhebliche Skepsis entgegen. Einzig Herbert Brüser von der FDP mochte sich begeistern: "Ich würde gerne zu den Vätern und Müttern dieser Vision für Pasing gehören." Keine Ambitionen in diese Richtung hat offensichtlich Constanze Söllner-Schaar von der SPD-Fraktion, die ebenfalls im Münchner Stadtrat sitzt. Am Pasinger Bahnhof seien die Verhältnisse für einen Airport zu beengt, sagte Söllner-Schaar, deren Fraktion unlängst auch Visionäres vorschlug: Eine Seilbahn zwischen der Großsiedlung an der Paul-Gerhardt-Allee und dem Pasinger Knie. Laut wie Waschmaschinen im Schleudergang seien diese Flugobjekte, kam ein Einwand von Karl-Heinz Wittmann (FW). Und Florian Huber (Grüne), der selbst einen Flugschein hat, sagte: "Flugtaxis starten senkrecht, das kann technisch nicht leise sein, da braucht man nicht auf die Zukunft zu warten."

Die Abstimmung im Gremium fiel zumindest aus Sicht der CSU nicht zukunftsweisend aus. Ihr Antrag wurde mit 15 zu zwölf Stimmen abgelehnt.

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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