Pasing:Debatte über Durchfahrtsrecht

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Das Durchfahrtsverbot Richtung Westen in die Kaflerstraße am Pasinger Bahnhof nervt Taxifahrer und ihre Kunden, sie müssen Umwege nehmen. (Foto: Robert Haas)

Taxifahrer müssen am Pasinger Bahnhof Umwege in Kauf nehmen, weil ihnen die Durchfahrt nach Westen versperrt ist. Das Kreisverwaltungsreferat will daran so schnell nichts ändern

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Durchfahrt verboten", heißt es für alle, die nicht zum öffentlichen Nahverkehr zählen und am Pasinger Bahnhof Richtung Westen in die Kaflerstraße wollen. Nur Linienbussen und Radfahrern ist das Passieren erlaubt, nicht aber Taxen. Die müssen, wie alle übrigen motorisierten Verkehrsteilnehmer, Umwege über die Gleichmann- und Spiegelstraße nehmen. Taxler und Fahrgäste beschweren sich seit längerem über diese Regelung, gegen die täglich viele Autofahrer auf Grund mangelnder Ortskenntnis oder Pfeiff-Drauf-Mentalität verstoßen. Gefordert wird von den Taxlern deshalb ein Durchfahrtsrecht, weil auch sie sich zum öffentlichen Nachverkehrsangebot zählen. Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle hat zum Thema jetzt in der Rathausumschau Stellung bezogen. Es sieht nicht danach aus, dass sich an der Situation bald etwas ändern wird.

Der Stellungnahme des KVR-Chefs ging die Anfrage von Stadtrat Reinhold Babor (CSU-Fraktion) voraus: "Wann erhält die Kaflerstraße die notwendige Beschilderung, damit die Taxis ohne Umweg vom Standplatz mit den Fahrgästen durchfahren können?" Blume-Beyerle holt ein wenig aus in seiner Antwort, erklärt, warum zunächst alle Taxen von ihren Standplätzen von der Bahnhofs-Südseite verschwinden mussten. Dies sei als Teil des Verkehrskonzepts Pasing-Zentrum 2007 von der Vollversammlung Stadtrats beschlossen worden, schließlich wollte man ja den Durchgangsverkehr aus Pasings Mitte verbannen und dort einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich schaffen. Der Taxistandplatz sei deshalb auf die neue Umgehungsstraße, also die Josef-Felder-Straße verlegt worden.

Unerwähnt lässt Blume-Beyerle den enormen Protest der Pasinger gegen diese Entscheidung. Er springt dann ins Jahr 2014, als der Bezirksausschuss auf die Klagen der Bürger reagieren musste. Das Gremium beantragte bei der Stadt, dass versuchsweise für ein halbes Jahr Taxistandplätze in der gesperrten Platzüberfahrtszone anstelle der Haltestelle der Buslinie 56 sowie an der Südseite des Bahnhofsplatzes zwischen Bäcker- und Gleichmannstraße eingerichtet werden. Zusätzlich wurde auch die Freigabe der Platzüberfahrt für Taxis gefordert.

Im Kreisverwaltungsreferat stellte man den Bezirksausschuss vor die Wahl: Wollt Ihr, dass alle Maßnahmen zeitgleich als Gesamtpaket umgesetzt werden, oder starten wir erst einmal versuchsweise mit dem Taxistandplatz auf der Bahnhof-Südseite? Die Pasinger Stadtteilpolitiker wählten, um die Bürger zu besänftigen, Vorschlag Nummer zwei, weil ohne Verhandlungen mit der Deutschen Bahn und der Münchner Verkehrsgesellschaft durchsetzbar. Der Taxistandplatz wurde also, auf Probe, vor dem Mexiko-Haus eingerichtet, allerdings ohne die Platzüberfahrt zur Kafler-straße für die Taxler freizugeben. Im vergangenen Oktober gab es dann noch einmal einen Ortstermin. "Als Zwischenergebnis zum Versuch - Lage des Taxistandplatzes - kann festgehalten werden, dass sich dieser Standort bisher bewährt hat", schreibt Blume-Beyerle. Abschließend darüber entschieden, ob die Taxen vor dem Mexiko-Haus bleiben dürfen, werde allerdings erst nach Beendigung des Versuchs, voraussichtlich im Frühjahr 2016.

Was die Abfahrt der Taxis über die Kaflerstraße angeht, vertritt das Kreisverwaltungsreferat folgenden Standpunkt: "Es ist damit zu rechnen, dass mit der Öffnung für Taxis ein Nachzieh-Effekt durch eine nicht geringe Zahl von Kraftfahrern erfolgen wird. Vergleichbar ist dies mit der Situation in der Münchner Altstadt, wo die für Taxis freigegebene Überfahrt über den Marienplatz und durch die Fußgängerzone Viktualienmarkt regelmäßig auch von Privatfahrzeugen ganztägig genutzt werden." Da es sich beim Pasinger Bahnhofsplatz um eine vergleichsweise kurze gesperrte Strecke handelt, wäre die Gefahr, dass andere Autofahrer es den Taxis gleichtun, besonders groß. Außerdem würden sich Probleme mit den Fußgängern geben, die die Kaflerstraße in großer Zahl queren, weil sie dort zu den Haltestellen des Busbahnhofs unterwegs sind.

Das KVR wartet nun auf eine abschließende Stellungnahme des BA zu dem Thema. Erst wenn diese vorliege und die Versuchsphase mit den Taxistandplätzen abgeschlossen sei, werde das Referat gemeinsam mit dem Bezirksausschuss in diesem Frühjahr über die Öffnung der Durchfahrt für Taxen entscheiden.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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