Pasing:"Vergiftetes Geschenk"

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Die Anwohner der Kolonie nördlich der Bahn wollen die Einführung einer Parklizenzzone mit allen Mitteln bekämpfen. Wichtiger ist ihnen ein wirksames Verkehrskonzept für ihre Siedlung

Von Jutta Czeguhn, Pasing

"Wir sind hier in der Villenkolonie und nicht in Schwabing, auch nicht im Glockenbach!" - Im Redebeitrag von Reinhard Lutz, Bewohner der August-Exter-Siedlung, entlud sich einiges von dem Unmut, der sich am Mittwochabend in der Wagenhalle der Pasinger Fabrik wie bedrohliche Gewitterwolken zusammengebraut hatte. Mit allen Mitteln werde man sich gegen die Einführung einer Parklizenzierung in der Kolonie wehren, kündigte der Rechtsanwalt an und sprach von einem "vergifteten Geschenk" der Stadt. Applaus im Saal. Und eine gewisse Bestürzung im Gesicht von Benjamin Stepanovic. Der Mitarbeiter des Planungsreferats hatte wohl nicht mit einem derart starken Gegenwind gerechnet, als er der Einwohnerversammlung die Pläne für ein Parkraummanagement für Pasing-Nord vorstellte.

Wie schon zuvor in Laim, hatte Stepanovic die Aufgabe, das Ergebnis von Untersuchungen zu erläutern, die im vergangenen Jahr zu möglichen Parklizenzzonen im Stadtbezirk unternommen wurden. Die Landeshauptstadt will bekanntlich in den kommenden Jahren ihr Parkraummanagement auf Gebiete jenseits des Mittleren Rings ausdehnen. Für Pasing sind zwei Zonen, nördlich und südlich der Bahn, ins Auge gefasst. Das Gebiet, um das es am Mittwoch in der Fabrik ging, liegt zwischen der Feichthofstraße beziehungsweise Marsopstraße im Norden, der Meyerbeerstraße im Osten, der S-Bahn-Stammstrecke im Süden und der Pippinger Straße im Westen. Laut Stepanovic gibt es in diesem Bereich einen Mangel an 180 Stellplätzen für die dort gemeldeten Fahrzeuge und eine fast 100-prozentige Auslastung des Parkraums im Zeitfenster vormittags bis nachmittags. Besonders der Pasinger Bahnhof und die Pasing Arcaden würden Fremdparker in die Villenkolonie ziehen. Mit Parklizenzzonen werde man die Situation für die Anwohner deutlich verbessern, aber auch den Parksuch-Verkehr im vorgesehenen Gebiet deutlich verringern.

Dann war Zeit für Gegenreden, und die kamen geballt. Hermann Wolter von der "Initiative Exterkolonie 1" holte zu einem ausführlichen Vortrag aus, dem Stepanovic später erschöpft Anerkennung zollen musste: "Sie haben sich wirklich eins a vorbereitet!" Zusammengefasst kamen von Wolter folgende Einwände: Grundsätzlich bestünde in der licht bebauten Gartenkolonie kein besonderer Parkdruck für die Anwohner. Somit sei es höchst fraglich, ob überhaupt die rechtliche Grundlage für die Einführung einer Parklizenzierung vorhanden sei. Die Einführung von kostenpflichtigen Parkplätzen für Fremdparker, da ist sich die Initiative sicher, würde in der Kolonie den Parksuch-Verkehr deutlich erhöhen und über die Ränder der geplanten Zone hinausdrängen. Und das in einem Wohngebiet, das an sich schon stark von Durchgangsverkehr belastet sei. Geradezu "eine Katastrophe für die historische Villenkolonie" wäre der Schilderverhau, den eine Lizenzzone mit sich brächte. All diese Argumente gegen das Parkraummanagement seien jedoch nachrangig. Im Grunde nämlich, so Hermann Wolter im Namen seiner Initiative, sei es viel zu früh, sich damit zu befassen. Erst müsse das seit 2013 versprochene Verkehrskonzept für Pasing Nord endlich von der Verwaltung auf den Tisch gelegt werden.

In diese Kerbe schlugen auch andere "Kolonisten". Susanne Lachenmayr etwa: "Eigentlich hätten wir diese Veranstaltung boykottieren müssen, wir sollten uns nicht verleiten lassen, Details zu diskutieren!" Das ganze Thema Parkraum sollte man sich überhaupt erst ansehen, nachdem Lösungen gefunden seien, wie der zusätzliche Verkehr, den die Großsiedlung an der Paul-Gerhardt-Allee für den Pasinger Norden bedeute, gelenkt werden könne.

Vor der Sommerpause soll das Verkehrskonzept Pasing Nord dem Stadtrat vorliegen, das zumindest hörten die Pasinger und Obermenzinger unlängst auf ihren Bürgerversammlungen. Für die Bewohner der Kolonie 1 Grund genug - das ergab die Abstimmung zumindest unter jenen, die am Mittwochabend in die Wagenhalle gekommen waren - die Einführung einer Parklizenzzone derzeit rundweg abzulehnen. Nun wird sich zeigen, wie es die Anwohner der geplanten Zone in Pasing Süd sehen. Sie sind am Mittwoch, 10. April, 19 Uhr, zu einer Versammlung in die Turnhalle am Schererplatz 6 eingeladen.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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