Pasing:Rot ist die Hoffnung

Lesezeit: 2 min

Bäume und Sträucher in bunten Pflanzkübeln sollen die steinere Ödnis des Pasinger Marienplatzes auflockern

Von Berthold Neff, Pasing

Zuerst wird das Parkett verlegt, dann kommen die Möbel, vielleicht sogar eine Zimmerpalme: Was für die eigenen vier Wände gilt, passt auch für Pasings gute Stube, den Marienplatz. Fürstensteiner Granit und edler Basalt wurden im vorigen Jahr auf dem neu gestalteten Platz mit Kosten in Millionenhöhe verlegt, um hier eine richtige Piazza zu schaffen. Nun soll die steinerne Ödnis, die von den paar grauen Stühlen des Modells "München" eher noch verstärkt wurde, endlich dem prallen Leben weichen. Insgesamt 18 Bäume und Sträucher sollen die Farbtupfer sein - verstärkt durch das Rot der Behälter, in denen sie wachsen werden.

Als Florian Hochstätter, im Baureferat für den Bereich Stadtgestaltung verantwortlich, den Mitgliedern des Bezirksausschusses (BA) Pasing-Obermenzing die frohe Botschaft verkündete, war man durchaus angetan. "Wir freuen uns", sagte Maria Osterhuber-Völkl (CSU), die stellvertretende BA-Vorsitzende, ein paar Tage später in der BA-Sitzung. Die Bäume, darunter Felsenbirnen, sollen richtig was hermachen, bis zu 4,50 Meter hoch sein. Das Konzept, das die Münchner Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn im Auftrag des Baureferates vorlegten, sieht vor, die Bäume in große, mit knallig-roter Lkw-Plane umspannte Gefäße zu packen. Diese sind so konstruiert, dass sie bei Bedarf mit einem Gabelstapler hin und her bewegt werden können.

Das ist wichtig, wenn man den Platz für diverse Nutzungen bespielen will, für Kunstaktionen, kleine Märkte oder Feste. Eine Bürgerin regte in der BA-Sitzung an, als erstes einen Ostereier-Markt hier abzuhalten, doch für dieses Jahr dürfte diese Idee möglicherweise zu früh kommen. Noch vor Ostern allerdings, am 16. März, soll rund um den Marienplatz eine Aktion starten, von der man sich durchaus Anregungen für die Zukunft dieser prominenten Adresse erwarten darf. Etwa zwei Dutzend Studenten der Tourismus-Fakultät der Münchner Hochschule werden unter Anleitung ihres Professors Günther Suchy ausloten, wie man diesen Platz vitalisieren könnte. Sie wollen mit Bürgern und Politikern reden und so Ideen für eine bessere Nutzung des Platzes finden. Gerhard Suchy, Jahrgang 1966, lebt mit seiner Familie seit langer Zeit in Pasing und kennt die örtlichen Gegebenheiten deshalb genau.

Sehr viel davon, was er und die anderen Pasinger seit Jahrzehnten kannten, hat sich in den vergangenen paar Jahren radikal verändert. Suchy und seine Studenten werden ein Teil dieser Entwicklung in unmittelbarer Nachbarschaft des Marienplatzes hautnah miterleben können - das langsame Verschwinden der sogenannten Pappschachtel. Der fast 100 Jahre alte Behelfsbau soll nach der Sommerpause einem Neubau weichen und wird bis dahin auf vielfältige Weise bespielt. Der Investor will den Bauantrag für das neue Geschäftshaus Ende April stellen. Wenn alles so läuft wie geplant, könnte das Projekt im Herbst 2018 fertig sein - und an dieser Ecke des Pasinger Marienplatzes auf jeden Fall einen kommerziellen Akzent setzen.

Richtig ungemütlich: Dem Pasinger Marienplatz fehlt jeder Charme. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Beschwerden der Bürger und auch der BA-Mitglieder über die neue Ödnis am Marienplatz waren schon bald nach seiner Eröffnung laut geworden. "Ein paar graue Stühle mehr auf grauem Pflaster, damit bin ich nicht zufrieden", sagte damals die SPD-Stadträtin Constanze Söllner-Schaar, Sprecherin der SPD-Fraktion im BA. Damit nicht genug: Erst kürzlich monierte eine Bürgerin in einem Schreiben an das Stadtviertel-Gremium, dass auf den neuen Sitzbänken im Pasinger Zentrum, also Marienplatz und Landsberger Straße, bereits der Lack blättert. Auch das, so hofft der Bezirksausschuss, soll besser werden.

© SZ vom 04.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: