Pasing:Röntgenblick bis zum Mittelmeer

Lesezeit: 2 min

Büro mit Weitblick: Malik Englmaier vertritt die Interessen von Bürgern der Republik Malta als Honorarkonsul in Bayern - von Pasing aus. (Foto: Catherina Hess)

Der Waldkraiburger Radiologe Malik Englmaier wurde im Frühjahr zum Honorarkonsul der Republik Malta für den Freistaat Bayern ernannt. Sein Büro hat er an der Pasinger August-Exter-Straße eröffnet

Von Luisa Schumann, Pasing

Das goldfarbene Schild an dem Zaun an der August-Exter-Straße 4 ist wohl schon so manchem Spaziergänger auf dem Weg zur S-Bahn aufgefallen. Seit April dieses Jahres hat dort der Waldkraiburger Arzt Malik Englmaier sein Büro als Honorarkonsul der Republik Malta. Doch wie wird ein Arzt Honorarkonsul einer kleinen Republik und warum hat er sein Büro ausgerechnet in Pasing? Kurz gesagt: mit viel Leidenschaft und einer Prise Zufall.

Da sein Vater Franzose war und die Mutter am Goethe-Institut arbeitete, wuchs Englmaier in einer international geprägten Umgebung auf. "Der Kontakt zu ausländischen Staatsbürgern war eigentlich immer da", beschreibt der Radiologe seine Kindheit.

Während des Medizinstudiums musste sich Englmaier auf sein Fach konzentrieren, verlor jedoch nie das Interesse am Auswärtigen Dienst. Er verfolgte das Geschehen an den Konsulaten und Botschaften in Deutschland in den folgenden Jahren mit großem Interesse. "Dann wurde tatsächlich Malta frei", sagt er mit einem Lächeln.

Malta - das kannte er damals nur von Reisen, doch im Gespräch versteht man gut, warum der frisch ernannte Honorarkonsul der richtige Mann für diesen Job ist. Fast zärtlich nennt er Malta einen "Pfeiler der abendländischen Kultur im Mittelmeer" und schwärmt anschließend von der niedrigen Kriminalitätsrate und dem kulturellen Reichtum des Landes.

Es folgte ein Bewerbungsprozess, bei welchem Englmaier den maltesischen Botschafter Albert Friggieri kennenlernte, danach ging es für den designierten Honorarkonsul in das "Ministry of foreign affairs" in Valletta, bevor der maltesische Außenminister und schließlich auch das Auswärtige Amt der Ernennung Englmaiers als Honorarkonsul zustimmten. Am 7. April 2017 bekam Englmaier mit dem "Exequatur" die Genehmigung zur Ausübung des Amtes und kann sich seitdem Honorarkonsul der Republik Malta für Bayern nennen.

Die Kanzlei in Pasing wurde durch einen Zufall zu seinem Büro. Der Seniorchef der Kanzlei, ein Verwandter Englmaiers, wollte gerne helfen, als der neue Honorarkonsul ein Büro in München benötigte. Mit der Lage ist Englmaier allerdings sehr zufrieden. Die Anbindung sei großartig, die S-Bahn zum Flughafen besonders praktisch.

Das Amt des Honorarkonsuls ist ein Ehrenamt. Sogar für Räume und Personal muss er selbst aufkommen, doch das stört Englmaier nicht. "Das ist eigentlich etwas, das ich gerne tue", erzählt er. "Außerdem wusste ich das ja vorher", fügt er dann lachend hinzu. Um mit der anfallenden Arbeit zurechtzukommen, ließ der Radiologe drei Sekretärinnen aus seiner Praxis und zwei aus der Kanzlei seines Verwandten weiterbilden, sodass diese die Verwaltung des Honorarkonsulats erledigen.

Englmaier arbeitet nach wie vor als Arzt und kommt circa alle zwei Wochen in sein Pasinger Büro. Als Honorarkonsul nimmt er vor allem repräsentative Aufgaben wahr, heißt offizielle maltesische Gäste in München willkommen und reist zu verschiedenen Veranstaltungen nach Malta und durch Deutschland. Für maltesische Bürger übernimmt er Mittler-Tätigkeiten zur Botschaft der Republik Malta in Berlin und hilft beispielsweise aus, wenn für ein neugeborenes Kind maltesischer Eltern ein Pass benötigt wird. Er vermittelt Übersetzer und beantwortet auch ganz banale Fragen - wie zum Beispiel, ob man mit einem deutschen Führerschein in Malta Auto fahren darf. Ihm selbst ist der Linksverkehr auf Malta nicht so ganz geheuer. Doch dort ist er auch nicht allzu oft. Seine Stammstrecke liegt in Bayern - Waldkraiburg-Pasing und zurück.

© SZ vom 11.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: