Pasing:Neuer Tiefpunkt am Marienplatz

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Baulücke im Herzen Pasings: Seit Mai 2016 hat man am Marienplatz einen freien Blick auf das ehemalige Institut der Englischen Fräulein (links). (Foto: Privat)

Das geplante Geschäftshaus mit Hotel und Apartments in Pasings Mitte soll statt zwei nun vier Untergeschosse bekommen und damit 151 Garagenplätze für Kunden, Gäste und Rathausmitarbeiter

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Nach Monaten des Stillstands hat sich etwas getan auf dem Baugrundstück am Pasinger Marienplatz. Anfang März wurden dort Bäume gefällt, die Stammscheiben liegen nun fertig da zum Abtransport. So sehr man sich in Pasing wünscht, dass es im historischen Zentrum des Stadtteils endlich vorwärts geht mit dem Projekt des Investors Bucher, der dort ein Geschäftshaus mit Hotel und Apartments plant, so irritiert sind die Mitglieder des Bezirksausschusses über diese Aktion. Ohne dass eine offizielle Baugenehmigung vorliege, habe die Stadt das Abholzen der Bäume gestattet, Fällungsanträge seien dem Gremium nicht vorgelegt worden.

Das Verschwinden der Bäume ist nicht das einzige Anzeichen dafür, dass nun Bewegung in das Bauvorhaben kommt. Der Investor hat am 20. Februar einen neuen, überarbeiteten Bauantrag bei der Stadt eingereicht. Anstelle der bislang vorgesehenen zwei Untergeschosse sollen es nun vier werden, in dreien wird die Tiefgarage mit insgesamt 151 Stellplätzen untergebracht sein. Ursprünglich plante der Investor nur mit 51, 105 Parkplätze wollte er ablösen.

Der Bezirksausschuss (BA) hatte erhebliche Einwände gegen diesen ersten Planungsentwurf Buchers. Nicht nur die geringe Anzahl der Stellplätze sah man als Problem, auch die Art, wie die Autos in die Tiefgarage gelangen sollten: über zwei Aufzüge. Dies würde unweigerlich zu einem erheblichen Rückstau und damit zu einem Verkehrschaos am Marienplatz führen, lautete die düstere Prognose im BA. In der aktuellen Planung nun geht es über eine Rampe mit Ampelschaltung in die Tiefgaragengeschosse, und zwar von der Institutstraße aus. Nutzen können sollen die Stellplätze dann auch Mitarbeiter des Pasinger Bürgerbüros. Weil im Gebäude an der Landsberger Straße notorische Raumnot herrscht, sollen einige Bereiche an die Institutstraße ausgelagert werden, und zwar in die Büros der Pasinger Polizeiinspektion. Die Beamten räumen dort bekanntlich das Feld und beziehen voraussichtlich Ende 2018 einen Neubau am Westkreuz.

Bislang bekannt ist, dass im neuen Komplex an der Ecke Bodenseestraße-/Planegger Straße ein 100-Betten-Hotel ("Piazza Maria") einziehen wird. Der Bezirksausschuss will erreichen, dass die Hotelrezeption ebenfalls zur Institutstraße hin eingerichtet wird, um zu vermeiden, dass die Busse oder Autos, mit denen die Gäste anreisen, am Marienplatz parken, selbst für kurze Zeit. Im Erdgeschoss und im Untergeschoss plant Investor Bucher einen Lebensmittelmarkt, eine Drogerie, einen Bio-Markt, an der Seite südlich des ehemaligen "Confetti"-Cafés soll es Gastronomie geben. Der BA wünscht sich von Bucher auch Auskunft darüber, wie es mit dem leer stehenden Confetti weitergehen soll, das von ihm zusammen mit dem städtischen Grund am Marienplatz erworben wurde.

Die neue Planung des Investors wurde im Bezirksausschuss nicht kritiklos akzeptiert. Die SPD-Fraktion, ausgenommen Willi Schneider, hat gerade mit der deutlichen Zunahme der Tiefgaragenplätze Probleme. Befürchtet wird, dass dieses Angebot den Verkehr dort deutlich erhöhen wird. Man sollte keine Anreize schaffen. Zumal, so SPD-Mitglied Christian Müller, der Marienplatz bestens mit öffentlichen Verkehrsmitteln erschlossen sei. Bauherr Martin Bucher hat den Bezirksausschuss wissen lassen, dass er eine Einwohnerversammlung zur Bebauung am Marienplatz nicht mehr für notwendig erachtet. Auch wenn die Stadtteilvertreter seinen neuen Plänen nun mehrheitlich ihre Zustimmung gegeben haben, sehen sie noch Informationsbedarf. Das Gremium wünscht, dass der Investor seinen neuen Entwurf noch einmal im BA-Unterausschuss Planung vorstellt. Zudem behält sich der Bezirksausschuss vor, doch noch eine Infoveranstaltung für die Bürger anzusetzen. Wann der Bauantrag nun genehmigt wird, ist offen. "Wenn sich vor Ort alle einig sind, kann das nicht schaden", sagt Ingo Trömer, Sprecher im Planungsreferat.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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