"Frankenstein", was für eine Geschichte! Und erst die Geschichten hinter der Geschichte, ganz zu schweigen von den Geschichten nach der Geschichte! Da ist dieses 18-jährige Mädchen, Tochter der frühen Feministin Mary Wollstonecraft, die nach Marys Geburt qualvoll starb, und des Freidenkers William Godwin. In wildester Ehe lebt Mary mit dem Mann ihrer beiden Kinder, dem charismatischen Poeten Percy Bysshe Shelley. Im "Jahr ohne Sommer" 1816, weil der wegen eines Vulkanausbruches in Indonesien komplett verregnet war, verbringen Mary und ihr Lover Tage des Müßigganges in der Villa von Lord Byron am Genfer See. Man erzählt sich Schauergeschichten, die damals ungeheuer en vogue waren, und diskutiert faszinierende galvanische Experimente, etwa über tote Tierkörper, die mittels Elektrizität in Bewegung versetzt werden. Ein interner Literaturwettbewerb wird ausgerufen. Durch Marys Träume geistert diese Kreatur, die die junge Frau zur unsterblichen literarischen Figur machen wird.
Nur konsequent und verdienstvoll ist es deshalb, wenn Margrit Carls in ihrer Fassung des Romanklassikers für das "Theater Viel Lärm um Nichts" Mary Shelley mit auf die Bühne bringt. Musste die Autorin, die ihr Werk 1818 zunächst anonym erscheinen ließ, nur allzu häufig hinter allen zurücktreten; den berühmten Eltern, ihrem exaltierten Mann, dem Umstand, dass sie eine schreibende Frau im 19. Jahrhundert war. Und der Tatsache, dass spätere Generationen ihre Kreatur, diesen namenlosen Homunculus, zum Hollywood-Horror-Monster schlechthin machten.
Die Inszenierung von Regie Andreas Seyferth am kleinen Pasinger Theater geht da einen anderen Weg und bringt die zeitlose Geschichte über das Geschöpf, das Rache an seinem Schöpfer nimmt, auf intensive und berührende Weise auf die Bühne. In den Hauptrollen zu sehen sind Judith Bopp als Mary Shelley, Markus Beisl als Viktor Frankenstein und Arno Friedrich als der Namenlose. Vorstellungen im Theater Viel Lärm um Nichts in der Pasinger Fabrik, August-Exter-Straße 1, gibt es noch bis 28. März, jeweils Donnerstag, Freitag und Samstag um 20 Uhr. Tickets gibt es im Vorverkauf unter www.theaterviellaermumnichts.de oder über München Ticket, Telefon 54 81 81 81.