Pasing:Kein Herz für Defibrillatoren

An den Münchner U-Bahnstationen gehören sie zum Standard, die handtaschengroßen Geräte, die rettende Stromstöße abgeben können, wenn ein Reisender mit Herzproblem zusammengesackt ist. Auch Laien können Defibrillatoren bedienen, wenn sie den Anweisungen der Erste-Hilfe-Maschine folgen. Am Pasinger Bahnhof, einem der belebtesten in Bayern, wird es keine Defibrillatoren geben. Ein Bahnsprecher hat jetzt der Forderung des Bezirksausschusses eine deutliche Absage erteilt. Er führt technische Gründe an.

Der entscheidende Unterschied zwischen dem Einsatz von Defibrillatoren an den U-Bahnstationen und den Bahnhöfen der DB sei die Versorgung der Züge mit Strom. Die U-Bahnen erhalten nach MVG-Angaben Gleichstrom mit einer Spannung von 750 Volt über eine Stromschiene, "die Züge in den DB-Bahnhöfen über die Oberleitungen Wechselstrom mit 16 ₂/₃ Hertz", so der Bahnsprecher.

Daraus resultierten unterschiedliche Magnetfelder. Im Magnetfeld von 16 ₂/₃ Hertz-Wechselstrom würden Defibrillatoren nicht störungsfrei arbeiten, sie könnten bei der Anwendung sogar schaden. Beleg dafür sei auch, dass die Hersteller der "Defis" die Geräte nicht bei 16 ₂/₃ Hertz Wechselstrom zertifiziert hätten.

Der Bahnvorstand habe sich daraufhin vorsorglich entschlossen, die Aufstellung von "Defis" bundesweit an DB-Bahnhöfen nicht zu unterstützen - auch nicht in Pasing, so der Bahnsprecher.

Anmerkung der Redaktion: "In einer vorigen Version dieses Artikels wurde ein Bahnsprecher mit der Aussage zitiert, Münchens U-Bahnen erhielten Gleichstrom mit 50 Hertz. Dies ist nicht korrekt. Die Münchner U-Bahn bezieht über eine Stromschiene Gleichstrom mit einer Spannung von 750 Volt, die Angabe einer Frequenz ist für Gleichstrom aber irrelevant, weil die Polarität ja im Gegensatz zum Wechselstrom konstant bleibt."

© SZ vom 04.05.2015 / czg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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