Pasing:In die Brache kommt Bewegung

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Auf dem Areal der ehemaligen Eggenfabrik an der Erna-Eckstein-Straße möchte die Stadt bis 2024 ein trendiges Actionsportzentrum errichten. Beim Bezirksausschuss findet das Projekt große Zustimmung

Von Julius Bretzel, Pasing

Trend- und Actionsportarten sind längst schon in München angekommen. Immer mehr Menschen balancieren im Englischen Garten über Slacklines oder fahren mit dem Mountainbike durch das Isartal - und das Surfen auf der Eisbachwelle ist bereits Kult. Um auf die wachsende Beliebtheit dieser Freizeitbeschäftigungen zu reagieren und deren Anhängerschaft neue Räumlichkeiten zu bieten, will die Stadt München nun ein Actionsportzentrum in Pasing errichten. Die Kosten belaufen sich nach bisheriger Planung auf maximal 50 Millionen Euro. Der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing sieht das Projekt positiv.

Der geplante Hallenkomplex auf dem Areal der ehemaligen Eggenfabrik an der Erna-Eckstein-Straße soll voraussichtlich bis 2024 fertiggestellt werden. Der Sportausschuss des Stadtrats hat den Beschluss in seiner Sitzung am vergangenen Mittwoch auf Ende November vertagt. Die Mitglieder hatten mehr Zeit gefordert, um über das Bauprojekt zu beraten.

Zwar gibt es bereits eine Auswahl an Outdoor-Skateparks und Bike-Anlagen, doch bei schlechtem Wetter oder nach Wintereinbruch wird das Sporteln im Freien schwierig. Die neue Sportstätte soll deshalb nach dem bisherigen Vorentwurf genug Raum für viele unterschiedliche Trendsportarten bieten: Neben Strecken und Rampen für Skateboarder, Dirt-Bike- und BMX-Radfahrern gibt es über mehrere Etagen auch Räume für die Sportart Parkour, bei der ohne Hilfsmittel Hindernisse effizient und rasant überwunden werden. Außerdem gibt es einen Slackline-Bereich, einen multifunktionalen Bewegungsraum, Aufenthaltsräume, eine Gemeinschaftsküche und weitere Nebenräume. Insgesamt sieht der aktuelle Planungsansatz mehr als 3300 Quadratmeter Nutzfläche vor. Die alte Fabrikhalle der Eggenfabrik soll in das Raumkonzept einbezogen werden und zur "Street Area" für Skateboard und BMX werden. Ihren ursprünglichen Charakter soll die denkmalgeschützte Halle trotz Sanierung und Umbau behalten. Der langgestreckte Satteldachbau stammt aus dem Jahr 1910 und gehörte dem weitläufigen Industriekomplex an, der das Vorstadtbild Pasings in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte. Mit dem Anschluss an das Actionsportzentrum trifft moderne Architektur auf das neuklassizistische Fabrikgebäude.

Der Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing hat das Bauprojekt in seiner jüngsten Sitzung besprochen. Ein Bürgerschreiben bezüglich des Lärms, der beim Sportbetrieb entstehen könnte, war eingegangen. "Wir haben eine entsprechende Untersuchung angefordert und werden messen lassen, ob es damit ein Problem geben könnte", sagt Romanus Scholz (Grüne), Vorsitzender des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing. Zuvor hat die Stadt München bereits solche Lärmmessungen gemacht. Als Konsequenz der Voruntersuchung sollen im Außenbereich der Hallenanlage keine lauten Sportarten ausgeübt werden.

Das Vorhaben, ein Sportzentrum auf dem brachliegenden Areal zu errichten, sei im gesamten Pasinger Ausschuss auf große Zustimmung gestoßen: "einstimmig positiv." Der Wunsch nach Bebauung des Geländes sei schon seit geraumer Zeit dagewesen. "Dass jetzt auch die Fabrik einbezogen wird, freut uns besonders", sagt Scholz. Der Neubau falle zwar groß aus, räumt er ein, doch eine solche Sporthalle brauche nun mal Platz. Auch die hohen Baukosten sind Thema im Bezirksausschuss gewesen. "Das ist natürlich viel Geld, aber dafür stellt das Sportzentrum etwas Besonderes dar, was es weit über Pasing hinaus sonst nicht gibt", sagt Bezirksausschuss-Mitglied Sven Wackermann (CSU). Das mit der Planung beauftragte Büro hat sich nach Angaben des Referats für Bildung und Sport aus der Skater-Szene gegründet und entwickelt Projekte auch in Zusammenarbeit mit Actionsportlern. Für das Sportzentrum in Pasing gab es zu Beginn der Sportplanung einen Workshop mit Sportlern der jeweiligen Szenen. Diese Zusammenarbeit zwischen Planern und Nutzern der Anlage soll bei weiteren Workshops vertieft werden.

Für den Betrieb des Actionsportzentrums wird eine gemeinnützige Organisation verantwortlich sein, die noch nicht feststeht. Das Sportreferat plant jedoch ein entsprechendes Auswahlverfahren. Infrage kommen zum Beispiel Sport- oder sonstige Trägervereine. Die Angebote, welche die Stadt dem zukünftigen Betreiber vorgibt, sollen über die fachliche Betreuung der Actionsportarten hinausgehen: Schulsport, Angebote für Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung oder Sportprogramme in den Ferien gehören dazu. Auf dem Gelände plant die Stadt darüber hinaus den Bau zweier weiterer Einrichtungen: ein Haus für Kinder sowie eine Jugendfreizeitstätte. So soll in den kommenden Jahren aus dem Eggenfabrik-Areal ein Ort der Freizeitbeschäftigung, Begegnung und Bewegung werden.

© SZ vom 13.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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