Pasing:Himmelstürmende Vision

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Die Bauten an der Paul-Gerhardt-Allee nehmen Gestalt an; aufs Erschließungskonzept trifft das weniger zu. (Foto: Robert Haas)

In Pasing-Obermenzing kommt als Erschließungs-Idee für die Siedlung an der Paul-Gerhardt-Allee der Luftweg ins Spiel

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Sieht man einmal von Wasserstraßen oder Helikopter-Shuttle ab, gibt es keine Denkverbote, was die Anbindung des großen neuen Wohnquartiers angeht, das gerade mit ziemlicher Geschwindigkeit im Osten von Pasing und Obermenzing im Zwickel von zwei Eisenbahntrassen an der Paul-Gerhardt-Allee in die Höhe wächst: Erst erschien ein Tunnel zur Landsberger Straße hin unabdingbar, der war der Stadt aber zu teuer. Verworfen wurde auch eine Brücke für Kfz über die Gleise. Dann hieß es von den Gutachtern beruhigend, die bestehenden Straßen seien absolut in der Lage, den Verkehr, den geschätzt 6200 Neubürger produzieren, abzuwickeln. Alles würde problemlos laufen, wenn man den Bewohnern auch noch einen hochgetakteten Bus-Shuttle und ein effizientes Radwegesystem anböte. Weil doch die Zweifel überwogen, steht mittlerweile die Forderung nach einem S-Bahn-Halt im Wohngebiet auf Höhe Berduxstraße hartnäckig im Raum. On top quasi kommt nun die SPD-Stadtratsfraktion mit einer himmelstürmenden Idee: Eine Seilbahn könnte die Neu-Pasinger über die Gleise hinübertragen zum künftigen U-Bahn-Halt Am Knie.

Einer der Antragsteller ist Stadtrat Christian Müller, der in Pasing unweit des Großquartiers wohnt: "Wir wollen wissen, ob hier eine Seilbahn ein effektives und kostengünstiges Element im öffentlichen Nahverkehr sein kann. So können wir es den Menschen, die nördlich der Bahn in Pasing leben, ermöglichen, tatsächlich auf das Auto zu verzichten." Müller war von 2008 bis 2014 Vorsitzender des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing und sehr überzeugt, dass die Paul-Gerhardt-Siedlung über ein attraktives öffentliches Nahverkehrsangebot und neue Rad- und Fußwege, unter anderem über einen vom Stadtrat beschlossenen Steg zum Knie, ausreichend angebunden sein werde.

Der Tunnelidee, die nie aus den Köpfen verschwunden ist, räumt Müller keine Chance auf Realisierung ein, zumal er diese Lösung für fatal hält. Nur noch mehr Verkehr würde durch so einen Tunnel ins neue Quartier und die umliegenden Wohnstraßen strömen. Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2009 hatte die Baukosten für den Tunnel auf 62 Millionen Euro geschätzt. Aktuell gibt es ein Update, man bewegt sich hierbei mittlerweile auf die 100-Millionen-Euro-Marke zu, weshalb die Stadt das Projekt derzeit nicht weiter vorantreiben möchte, obwohl es rein technisch machbar sei, so die Studie.

Im Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing war die neue Machbarkeitsstudie am Dienstagabend natürlich Thema, auch wenn sie keines der Mitglieder im Gremium bislang in Gänze zu Gesicht bekommen hat, was kritisiert wurde. Man wolle an der Option eines Tunnels festhalten, hieß es. Auch wenn deutlich wurde, dass die Mehrheit im BA nicht mehr an das Märchen vom Tunnel glaubt. Umso mehr will man jetzt der Landeshauptstadt Dampf machen, was die Realisierung des S-Bahn-Halts an der Berduxstraße angeht. Um das Projekt voranzutreiben, müsse die Stadt gegebenenfalls in Vorleistung gehen bei den Planungs- und Realisierungskosten und noch heuer gemeinsam mit dem Freistaat einen "konkreten Realisierungsplan" vorlegen.

Was die Idee von der Seilbahn angeht, die zwischen der Baumbach-/Hildachstraße im Gebiet Paul-Gerhardt-Allee über die Bahngleise hin bis zur U-Bahn-Station Am Knie pendeln soll, fordert die Stadtrats-SPD nun eine Machbarkeitsstudie. Wie sich die BA-Mitglieder dazu stellen, war in der Sitzung am Dienstag nicht zu ergründen. Dort dominierten die beiden Klassiker - der Tunnel und der S-Bahn-Halt - die Diskussion.

© SZ vom 07.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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