Pasing:Heilung

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(Foto: Stephan Rumpf)

Maria Kulikovskas Seifen-Performance

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Der Park des Ebenböckhauses ist ein Idyll, selbst im Herbst. Durch die großen Fenster und vom Balkon im Obergeschoss konnte Maria Kulikovska in den vergangenen Wochen auf die geordnete Schönheit des Gartens blicken, sie war als Artist in Residence Gast in der Stadtvilla. Anlass für ihren Aufenthalt ist die Ausstellung "Ukraine: learning from a good neighbour 1918-2018" in der Pasinger Fabrik, die am kommenden Sonntag, 18. November, zu Ende geht. Die Finissage wird eine besondere sein. Maria Kulikovska zeigt im Ebenböck-Park ihre Performance "Ablution/Lustration 3/88".

Drei Stunden lang, von 15 bis 18 Uhr, wird sie eine Art Reinigungsritual durchführen an drei exakten Kopien ihres Körpers, die aus Seife hergestellt sind. Sie nennt sie ihre "Clone", denen sie die seifige Haut vom Körper reißen, Schläge versetzen wird. Die Performance bedeutet für sie Transformation ihrer selbst, nicht länger will sie sich als Mensch den Ungerechtigkeiten ihrer Gesellschaft beugen, sich nicht länger als Frau der Männergewalt aussetzen.

In "Ablution/Lustration 3/88" geht es aber auch um den Krieg. Die Seife, aus der die Körper-Kopien geformt wurden, stammt von einer schwedischen Firma, in der ballistische Seife hergestellt wird, mit der die Geschosswirksamkeit von militärischen Waffen getestet wird. "Das Interessante ist, dass diese Seife dieselbe Dichte hat wie der menschliche Körper", sagt die Künstlerin. So könne das Material als perfekte Plattform dafür dienen, die beste Killerwaffe auszuwählen.

Zum ersten Mal hat Maria Kulikovska die Performance im März dieses Jahres im Arsenal Museum of Modern Art in Kiew aufgeführt, dann noch einmal im Mai für die Ukraine-Ausgabe der Vogue. Der künstlerische Akt, beschreibt sie, sei sehr symbolisch und Teil eines sehr persönlichen Heilungs- und Vergebungsprozesses. Sie lerne dadurch, all das zu akzeptieren und zu reflektieren, das in ihrem Land seit der Maidan-Revolution geschehen ist, und das ihr Leben vollständig verändert hat. Kulikovska, die von der Krim stammt und nicht dorthin zurückkehren kann, fühlt sich seit der russischen Annexion als Flüchtling im eigenen Land.

Ihr Plan ist es, die Seifen-Performance in ihrem Leben 88 Mal durchzuführen, diese Zahl hat große Bedeutung für sie, denn sie wurde 1988 geboren. Die Aktion im Garten der Villa an der Ebenböckstraße 11 wird nun das dritte Mal sein, dass Maria Kulikovska diesen ungewöhnlichen, sehr persönlichen Kunstakt zeigen kann. Der Eintritt ist frei.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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