Pasing:Hängende Gärten

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Vertikale Wiese plus Solarstrom: So könnte die Fassade der Pasinger Fabrik künftig aussehen. (Foto: Marc Hüffer/oh (Visualisierung))

Die Photovoltaikanlage an der Südseite der Pasinger Fabrik ist in die Jahre gekommen. Das Team des Kultur- und Bürgerzentrums regt nun eine vertikale Begrünung der Fassade an und kann dazu Lokalpolitiker und die Stadtwerke ins Boot holen

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Die Pasinger Fabrik arbeitet zu hundert Prozent mit Ökostrom. Auf dem Dach gibt es die große Photovoltaikanlage, die Anfang der Zweitausenderjahre mit Beteiligung der Pasinger finanziert wurde. Besonders stolz war man, als im Juli 2003 dann auch noch die freistehende Stahlkonstruktion mit den Solarmodulen an der Südfassade eingeweiht werden konnte, die auch als Sonnenschutz über der Terrasse des Fabrik-Biergartens dienen sollte. Und als Projektionsfläche etwa für Lichtinszenierungen. Diese relativ kleine Photovoltaik-Anlage mit einer Nennleistung von etwa 6,3 Kilowatt-Peak scheint nun nicht mehr rentabel. Der Staub, den abbremsende Züge des nahen Bahnhofs erzeugen, macht eine häufige Reinigung der Module notwendig. Weshalb nun die Idee aufgekommen ist, sie teilweise durch eine Bepflanzung zu ersetzen.

Der Designer Marc Hüffer, von dem auch der Entwurf für das neue Eingangstor des Pasinger Kultur- und Bürgerzentrums stammt, macht sich schon seit einiger Zeit zusammen mit Fabrik-Geschäftsführer Frank Przybilla und Vertretern von Green City Gedanken über eine lebende Fassade. In einer Simulation zeigt Hüffer, wie die "hängenden Gärten" aussehen könnten (siehe Foto). Und wie die Trägerkonstruktion auch weiter als Photovoltaik-Anlage beziehungsweise Kunstfläche genutzt werden könnte. Laut Przybilla will sich die Fabrik mittel- und langfristig komplett ökologisch ausrichten. Eine vertikale grüne Fassade zum Biergarten hin könnte da ein wichtiger Baustein sein. Der Geschäftsführer hat aber auch die Dachflächen über der Wagenhalle und der kleinen Bühne im Blick, die mit schwarzer Teerpappe isoliert sind. Das ist laut Przybilla nicht nur ökologisch vollkommen unsinnig, sondern auch eine Zumutung für alle, die in den Räumen während der zunehmend heißer werdenden Sommern arbeiten müssen. Die Klimaanlage des Hauses, die zwar mit selbstproduzierten Solarstrom gespeist werde, schaffe es nicht, dort Kühlung hinein zubringen. Da muss der Geschäftsführer im Sommer schon mal selbst auf's Dach der Wagenhalle steigen und mit einem Schlauch wässern, damit drinnen das Ensemble der Pasinger Oper und das Publikum nicht verglühen. Nicht anders, so Przybilla, sehe es für die Räume an der Südfassade aus, wo das Verwaltungsteam im Sommer bei 35 Grad schwitzt, und an Arbeiten eigentlich gar nicht mehr zu denken sei. Aber auch die Kinder und Personal des Fabrik-Kindergartens "Rote Rüben" sowie Gäste und Personal des Restaurants "Cantina" würden unter der Aufheizung der Fassade leiden.

Die Begrünung der freistehende Stahlkonstruktion könnte also Modell sein für eine "grüne Fabrik". Unterstützung kommt vom örtlichen Bezirksausschuss, die SPD-Fraktion hat das Klimaengagement der Fabrikleute in einen Antrag gegossen, der allgemeine Zustimmung im Gremium fand und nun vom Stadtrat behandelt werden muss. Mit im Boot sind laut Sprecher Michael Solić auch die Stadtwerke München als Eigentümer der Photovoltaikanlage an der Fassade. Die Module seien nach 16 Jahren nicht mehr auf dem Höhepunkt ihrer Leistung, aber für ihrer Alter "gut in Schuss", sagt Solić. Er räumt allerdings ein, dass der regelmäßige Reinigungsaufwand ausgesprochen hoch sei. Aus diesem Grund seien die Stadtwerke "prinzipiell offen" gegenüber Umgestaltungsplänen der Fassade.

Wie damals, vor 16 Jahren, als die vertikale Photovoltaikanlage auch als Zeichen für eine neue, regenerative Zeit weithin sichtbar zum Pasinger Bahnhof hin wirken sollte, könnten dies in Zukunft die "hängenden Gärten" der Pasinger Fabrik sein.

© SZ vom 06.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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