Pasing:Eine Nummer kleiner

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Die Zeit läuft ab: Das Hotel "Zur Post" soll bald umgebaut werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Investor ist bereit, anstelle des alten Postsaals einen neuen mit weniger Plätzen zu bauen - falls ihn die Stadt mietet

Von Johannes Hirschlach, Pasing

Hotels gibt es in München in Hülle und Fülle. Zur Wiesnzeit wird es zwar stets eng und teuer - im Großen und Ganzen dürfte es der Tourismus wohl aber verkraften, wenn in naher Zukunft das Hotel "Zur Post" in Pasing mit seinen gut 90 Zimmern dicht macht und in eine vergleichbare Anzahl Mietwohnungen umgebaut wird. Weniger begeistert vom Vorhaben des Grundstückseigners, der Dibag Industriebau AG, sind die Pasinger selbst. Denn zur Hotelgaststätte gehört auch der Postsaal: wegen seiner Größe für die Stadtviertelbewohner eine wichtige Veranstaltungsstätte, zum Beispiel für Bürgerversammlungen. 350 Plätze bietet der Raum. Entsprechend hohe Wellen schlugen die Abrisspläne der Dibag. Der SPD-Ortsverein Pasing hat seit November über eine Online-Petition und in Papierform mehr als 500 Unterschriften zum Erhalt des Postsaals gesammelt.

Jetzt scheint noch einmal Bewegung in die Entscheidung der Immobiliengesellschaft zu kommen. Am Bauprojekt will die Dibag zwar weiter festhalten, doch legten Vertreter der Firma unlängst dem Unterausschuss Planung im Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing einen Vorschlag zur Güte auf den Tisch: Demnach könnte ins Erdgeschoss des Neubaus ein Bürgersaal integriert werden. Nicht ganz so groß wie der alte und auch nicht für ganz so viele Menschen: 180 Quadratmeter statt 300, Platz für 150 Personen. Hinzu kämen die nötigen Nebenräume. Dibag-Vorstandsmitglied Reinhard Riedl nennt dazu ein Foyer, Toiletten, eine Küche und einen Lagerraum.

"Wir werden uns damit beschäftigen", sicherte der Vorsitzende des Unterausschusses, Sven Wackermann (CSU), seinen Kollegen bei der jüngsten BA-Sitzung zu. Auf der Tagesordnung stand das Thema ohnehin. In einem Antrag formulierte die CSU-Fraktion die Bitte an die Stadt München, "zeitnah einen Saal ähnlicher Größe des derzeitigen Pasinger Postsaals für Pasing zu sichern". Vom Wunsch, die Stadt möge hierfür ein Grundstück in der Nähe des Pasinger Zentrums bereitstellen, hielt SPD-Fraktionssprecherin Constanze Söllner-Schaar indes nicht viel. "Das sind Luftschlösser, die ihr da baut", wandte sie sich an die gegenüber sitzenden Unionsmitglieder, "es gibt kein solches Grundstück. Definitiv!" Nachdem sich das Plenum darauf verständigt hatte, den betreffenden Absatz zu streichen, nahmen die Stadtviertelvertreter den Antrag einstimmig an. Einen möglichen Ersatzstandort sehen die Lokalpolitiker auf dem ehemaligen Stückgut-Gelände an der Offenbachstraße. Dort, wo bis vor einem Jahr der Kopfbau gestanden hat, könnte sich in einem frei stehenden Gebäude möglicherweise auch Platz für einen Bürgersaal finden lassen.

Was das Angebot der Dibag angeht, nimmt das Papier auch darauf Bezug: Demnach soll die Stadt prüfen, ob "im Zuge der Neubebauung ein Bürgersaal integriert werden kann, der sodann durch die Stadt angemietet und betrieben wird".

Von der Antwort der Stadtverwaltung hängt auch ab, wie das Immobilienunternehmen seine Planungen vorantreibt beziehungsweise verändert. Man habe vorgeschlagen, den Mietvertrag des Hotel-Pächters bis Oktober 2018 zu verlängern, lässt Reinhard Riedl verlauten, "damit für die Entscheidungsfindung durch die Landeshauptstadt kein Zeitdruck entsteht". Sollte die Stadt jedoch nicht langfristig als Mieter dieses neuen Saals auftreten wollen, teilt Riedl mit, "würden wir an dieser Stelle ebenfalls Mietwohnungen errichten".

© SZ vom 11.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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