Pasing:Ärger mit den Nachrückern

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Am Pasinger Bahnhof warten nachts mehr Taxen auf Fahrgäste, als die sechs Parkbuchten am Stand vorgeben. Es gebe zu wenige Wartezonen, klagen Vertreter der Zunft

Von Jutta Czeguhn, Pasing

Man hatte sie länger nicht gesehen, Roland Rippel, Waldemar Paprotta und die anderen. Allesamt organisiert in der Genossenschaft der Münchner Taxiunternehmen, allesamt Chauffeure mit Standplatz am Pasinger Bahnhof. Als dieser dort im Zuge des großen Zentrumumbaus verschwinden musste, waren Rippel und Co. hartnäckig in jeder Sitzung des Bezirksausschusses, trugen dort mantraartig ihr Anliegen vor. Dieser Lobbyismus in eigener Sache zahlte sich am Ende aus, die Taxler bekamen ihren Standplatz zurück - etwas nach Süden verschoben und mit sechs statt vormals zwölf Buchten. Auf Probe allerdings. In der Probezeit soll man sich bekanntlich nichts zu Schulden kommen lassen. Genau das ist der Grund, weshalb die Taxler jetzt am Dienstag wieder in Mannstärke im BA erschienen. Sie waren quasi einbestellt worden und wollten nun sich und ihren Standplatz verteidigen.

Stadträtin und SPD-Fraktionssprecherin Constanze Söllner-Schaar hatte in einer BA-Sitzung vor den Sommerferien den Taxistand am Bahnhof wieder zum Thema gemacht, mit deutlichen Vorwürfen an die Fahrer. Nachts seien die Zustände dort unhaltbar, bis zu 14 Taxen würden vor dem Bahnhof auf Fahrgäste warten, sich zurückstauen in die Bäckerstraße, Rad- und Fußwege zuparken beziehungsweise die Landezonen besetzen. Wer die Fahrer höflich daraufhinweise, handle sich von so manchem der Herren rüpelhafte Beschimpfungen ein. So gehe es nicht, zumal der Standplatz noch in seiner Probephase laufe. Die Mehrheit im Bezirksausschuss schloss sich der SPD-Frau an. Man verlangte also Auskunft von den Taxifahrern und bat deren Vertreter um Stellungnahme.

Roland Rippel ist der Sprecher der Pasinger Fahrer, die genossenschaftlich organisiert sind. Als er am Dienstagabend das Wort ergriff, war er etwas beruhigt, als man ihm versicherte, es gehe nicht, darum den Standplatz an sich wieder in Frage zu stellen, eher um eine Art disziplinarische Maßnahme. Rippel, der wie die meisten seiner Pasinger Taxler-Genossen hauptsächlich am Tag unterwegs ist, bat um Verständnis für die Kollegen, die in den Nachtstunden ihren Dienst tun. Die S-Bahnen würden in diesen Zeiten oft 20 Fahrgäste auf einmal ausspucken, da sei es wichtig, schnell zur Stelle vor dem Bahnhof zu sein. Nachrückerplätze seien einfach wichtig. Oft hätten sich seine Kollegen deshalb - verbotenerweise - in der Straße Am Schützeneck postiert, was allerdings der Pasinger Polizei nicht allzu sehr gefallen habe. Man könne sich als Taxifahrer aber nur eine begrenzte Anzahl von Strafzetteln leisten. "Was sollen die Kollegen tun? Sie können sich ja nicht in Luft auflösen?", sagte Rippel und machte einen Vorschlag: Da das Pasinger Zentrum nachts zumeist sehr verwaist sei, würde es doch niemanden stören, wenn beispielsweise die Ladezonen in der Gleichmann- oder Bäckerstraße als Nachrückerplätze genutzt würden, ist Rippel überzeugt und regte an, dort nachts offizielle Wartezonen einzurichten.

Im Gremium allerdings stieß Rippels Idee auf wenig Begeisterung. "Wir haben um diesen Standplatz gekämpft", sagte Sven Wackermann von der CSU. Nun müssten die Taxler ihrerseits die Problematik lösen, und junge Kollegen, die die Diskussion der vergangenen Jahre womöglich nicht kennen, disziplinieren. Christian Müller (SPD) hält es für problematisch, die Ladezonen nachts für die Taxler freizugeben. Es sei absehbar, dass dann auch andere Autofahrer dort parken würden. Müller brachte den Pasinger Marienplatz als Wartezone ins Spiel. Warum man die Kollegen von dort nicht per Funk vor zum Bahnhof rufen könnte, wollte auch Roland Schichtel (CSU) wissen.

Darauf konnte Reinhard Zielinski vom Vorstand der Taxi München eG antworten, der ebenfalls zur Sitzung gekommen war: Die Kollegen, die in den Nachtstunden unterwegs seien, gehörten sehr oft nicht zur Genossenschaft. "Deshalb sind sie funktechnisch von uns abgekoppelt", sagte er und räumte ein, dass es in der Zunft Leute gebe, "die sich ungern Regeln unterwerfen". Diese könnte die Genossenschaft auch nicht so leicht zur Raison bringen, geschweige denn deren Verstöße ahnden.

Wie geht es nun weiter mit den Taxifahrern und ihrem Standplatz am Pasinger Bahnhof? Schließlich steht die Wieszeit an, und die S-Bahn wird saisonbedingt wohl noch mehr Leute ausspuken, die gern ein Taxi nach Hause nehmen. Im Gremium kam man überein, sich im zuständigen Unterausschuss noch mal eingehend mit dem Thema "Nachrückerplätze" zu befassen. Roland Rippel, Waldemar Paprotta und die anderen werden also auch in den nächsten BA-Sitzungen wieder im Publikum sein.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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