Party im Postpalast:Fast ein Wiesn-Zelt

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Sepp Krätz ist mit seinem Zelt Hippodrom von der Wiesn geflogen. Wegen Steuerhinterziehung darf er im Stadtgebiet keine Gastronomie mehr führen. (Foto: Robert Haas)
  • Das Hippodrom soll im Postpalast in der Nähe der Theresienwiese nachgebaut werden, um dort After-Wiesn-Partys zu veranstalten.
  • Das Wiesn-Zelt gibt es seit zwei Jahren nicht mehr. Wirt Sepp Krätz hatte seine Lizenz wegen Steuerhinterziehung verloren.
  • Bisher sind keine genauen Informationen bekannt, wie die After-Wiesn-Partys dort genau aussehen sollen.

Von Andreas Schubert

After-Wiesn-Partys gibt es in München ja nicht gerade wenige. Die Szene-Clubs kündigen für die Zeit zwischen 19. September und 4. Oktober schon wieder ihre Events an, bei denen all jene, denen die Bierzeltgaudi auf der Theresienwiese nicht reicht, den Grad ihrer Verstrahltheit weiter erhöhen können.

Aber jetzt ist die Nachricht raus, dass das Hippodrom während der Wiesn-Zeit wiederaufleben soll, das hat dann viele doch einigermaßen aufgeschreckt. Hat ja auch sein Gschmäckle: Erst ist Sepp Krätz wegen Steuerhinterziehung vom Oktoberfest geflogen, und jetzt, nach einem Jahr Pause, soll das Hippodrom im Postpalast an der Wredestraße nachgebaut werden. Für zwei Wochen soll dann dort eine Wiesn-Party im originalgetreuen Ambiente stattfinden. Und das auch noch in unmittelbarer Nähe zur Theresienwiese. Die Freimann Event GbR, die den Postpalast betreibt, bestätigt auf Nachfrage Informationen, denen zufolge der Event-Veranstalter Michael Gumpp die Location für eine zweiwöchige Wiesn-Party gebucht hat. Als Wirtin dieser Location soll Tina Krätz fungieren, die zusammen mit ihrer Schwägerin Johanna Barsy das kleine Hippodrom auf dem Münchner Frühlingsfest offiziell betreibt. Sepp Krätz selbst darf im Münchner Stadtgebiet nämlich keine Gastronomie mehr führen.

Wie die Wiesn-Gaudi im historischen Postpalast aussehen wird, ist vom Vermieter nicht zu erfahren, Tina Krätz teilt ebenfalls mit, sie könne noch keine detaillierten Fragen zum Thema beantworten. Und auch das Kreisverwaltungsreferat spricht nur von einem Antrag für eine Veranstaltung im Postpalast, den man nun wie alle anderen auch prüfen werde.

Sollte alles klappen, dürfte der Familie Krätz ein lukrativer Coup gelungen sein. Der Postpalast ist ein Rundbau mit einem Durchmesser von 52 Metern und einer Bruttofläche von rund 3000 Quadratmetern. Bis zu 2100 Besucher sind hier bei Veranstaltungen zugelassen. Einem Bericht der Bild-Zeitung zufolge sollen in der Hippodrom-Attrappe 1800 Besucher unterkommen. Das ist zwar kleiner als das Original-Hippodrom der Wiesn, in dem mehr als 3000 Gäste Platz fanden, aber immer noch groß genug für einen ordentlichen Umsatz. Dass die Bier- und Schampuspreise unter dem üblichen Niveau des Oktoberfests liegen werden, ist eher nicht anzunehmen. Das Catering-Unternehmen Käfer, das den Postpalast normalerweise exklusiv als Mieter bespielt, hat ihn für die zweiwöchige Wiesn-Party an die Veranstalter untervermietet.

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Mit der Hippodrom-Party im Postpalast entstünde eine Feier-Achse zwischen Hackerbrücke und Stiglmaierplatz, wo im Löwenbräukeller schon seit Jahren eine eigene Wiesn-Gaudi stattfindet. Und in der Diskothek Neuraum an der Hackerbrücke gibt es ebenfalls während des Oktoberfests die "Wilde Wiesn", eine tägliche Party.

© SZ vom 30.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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