Parkstadt Solln:Hotel abgelehnt

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Der mittlerweile geschlossene Supermarkt soll abgerissen und durch einen achtgeschossigen Neubau ersetzt werden. Doch nach einer Klage von Nachbarn herrscht Stillstand. (Foto: Corinna Guthknecht)

Die Lokalpolitiker wollen nicht, dass ein Acht-Etagen-Haus den vorhandenen Supermarkt-Flachbau ersetzt. Das zerstöre die Symmetrie und den Charakter der Siedlung

Von Jürgen Wolfram, Solln

Nicht erst seit auf seinem Gelände ein gefährliches, inzwischen verfülltes Loch klaffte, galt der Rewe-Markt an der Springerstraße 3 als unansehnlicher Ort der Parkstadt Solln. "Alles, was dort ersatzweise gebaut würde, wäre besser als das, was da steht", findet beispielsweise Nicole Bartsch (Grüne), Mitglied im Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln. Die anderen Mitglieder des Stadtteilgremiums indes schreckt eher, was neuerdings auf dem Grundstück tatsächlich vorgesehen ist: Ein Hotelier aus Garching möchte den eingeschossigen Supermarkt-Bau abreißen und an seiner Stelle ein achtstöckiges Hotel oder Boardinghouse errichten. Größer als bisher dimensioniert, soll in dem Gebäude auch wieder ein Supermarkt unterkommen. Der BA machte klar, dass er sich entschieden gegen die Pläne zur Wehr setzen wird.

Argumentativ hilft den Lokalpolitikern, dass gemäß dem gültigen Bebauungsplan allenfalls ein zweistöckiger Neubau infrage käme. Das Verbrauchermarkt-Grundstück liegt in einem allgemeinen Wohngebiet, ist umgeben von einem reinen Wohngebiet. "Damit ist klar, dass ein Hotel hier nicht zulässig wäre", sagte Michael Kollatz (SPD), Sprecher des BA-Unterausschusses Bau und Planung. Großzügige Befreiungen von den Festsetzungen des Bebauungsplans kämen nicht in Betracht. Kollatz erinnerte zugleich an einen früheren BA-Beschluss, in dem die Forderung verankert ist, im Falle eines Neubaus auf die Errichtung von Wohnungen zu setzen.

Genau diese Maßgabe betonten erneut mehrere BA-Vertreter. Richard Ladewig (FDP) etwa erklärte, ausschließlich eine Wohnnutzung würde der Gegend und dem Flächennutzungsplan gerecht. Weil man aus der Springerstraße nur zeitraubend umständlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortkomme, wäre der Standort für ein Hotel ohnehin ungeeignet, so Ladewig.

Es geht dem BA bei seiner Kritik an dem Bauantrag aber nicht allein um die Hotelnutzung. Vielmehr stehe auch der "Charakter der ganzen Siedlung" auf dem Spiel. Denn bisher bestehe die Parkstadt Solln aus einer ausgewogenen Mischung aus Hoch- und Flachbauten. Ein achtstöckiger Neubau würde die Symmetrie unweigerlich zerstören, hieß es. Ebenso unwillkommen wäre die Präzedenzwirkung einer übermäßigen Ausweitung des Baurechts. "Damit würden wir noch andere Antragsteller auf den Plan rufen", warnte Michael Kollatz. Nach seinen Informationen steht es "Spitz auf Knopf", wie die Lokalbaukommission in dieser Angelegenheit entscheidet. Ein klares BA-Votum sei daher dringend vonnöten.

Leicht gemacht hat sich der BA seine Entscheidung nicht. Einige seiner Mitglieder sind sogar nach Garching gefahren, um das Beherbergungskonzept des Antragstellers zu studieren. Sie haben dabei durchaus "einen positiven Eindruck" gewonnen. An der Springerstraße komme ein derartiger Betrieb dennoch nicht infrage, war man sich ausnahmslos einig. Ähnlich äußerte sich Hans-Ulrich Gräger, Sprecher einer Wohnungseigentümer-Gemeinschaft aus der Parkstadt Solln. "Mehr als 200 Betten, und dann die Verkehrsprobleme", das alles decke der Bebauungsplan bei Weitem nicht ab, kommentierte er. Er sei aber gespannt, ob sich die Stadtverwaltung mal wieder über ihre eigenen Bestimmungen hinwegsetze, "wie beim unzulässigen Wettbüro an der Drygalski-Allee 117".

© SZ vom 08.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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