Nun laufen und fahren sie wieder los, mit ihren Blindenstöcken und den Rollstühlen: Im Olympiadorf und in Milbertshofen erkunden sie die Barrierefreiheit von Briefkästen, Läden und sonstigen Einrichtungen. Wenn also die dritten Klassen der Nadischule in dieser Woche losmarschieren, könnte es spannend werden, ist doch das Olympische Dorf zwar autofrei und daher extrem fußgängerfreundlich gestaltet. Zugleich aber gibt es Treppen und Rampen in Hülle und Fülle, wie jeder weiß, der schon einmal vom Helene-Mayer-Ring zum Veranstaltungslokal Forum 2 hinuntergestiegen ist.
Seit 2009 bietet die Projektstelle "Auf Herz und Rampen prüfen" des Kreisjugendrings München-Stadt Stadtteilchecks für Schulklassen und Jugendgruppen an. Nach einer kurzen Vorstellung und Einführung in das Projekt wird die Benutzung der Hilfsmittel durch Experten erklärt. Die Teilnehmer bekommen Rollstühle, Augenbinden und Blindenlangstöcke sowie Simulationsbrillen, um damit und unter Anleitung von Behinderten das Viertel zu erkunden. Dabei erfahren sie, mit welchen Barrieren Menschen mit Behinderung im Alltag umgehen müssen und mit welchen Sinnen sie sich orientieren können.
Bei einem Stadtteilcheck, der schon einmal vier Stunden dauern kann, werden Quartiere auf alle Arten von Barrieren getestet. Die Kinder erleben dabei selbst, wie es ist, sich mit einem Rollstuhl fortzubewegen oder als blinder Mensch im Alltag zurechtzukommen. "Neben einer Sensibilisierung für das Thema Behinderung werden aufgedeckte Missstände an die politisch verantwortlichen Stellen, zum Beispiel den Bezirksausschuss, weitergeleitet, um Veränderungen zu bewirken", wirbt man beim Kreisjugendring für die Aktion. An den Stadtteilchecks können Kinder im Alter von sechs bis 13 Jahren mit ihren Schulklassen sowie Gruppen aus Kinder- und Jugendeinrichtungen in München teilnehmen.