Olympiadorf:Gezerre um ein geschütztes Relikt

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Unruhe im Viertel: Das Planungsreferat plädiert für den Bau eines Besucherzentrums, auch eine Anwohnerinitiative setzt sich dafür ein. Der CSU-Ortsverband sammelt hingegen Unterschriften für ein Seniorenheim. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Stadtrat soll bald über die Nutzung des stillgelegten Busbahnhofs Olympiazentrum entscheiden. In der Rathaus-Koalition ist allerdings umstritten, ob dort ein Besucherzentrum oder ein Seniorenheim entstehen soll

Von Elena Butz, Olympiadorf

Nachdem lange offen war, was aus dem stillgelegten Busbahnhof Olympiazentrum werden soll, könnte nun bald eine Entscheidung fallen - ob sie im Sinne gerade der älteren Bürger ausfällt, ist allerdings offen. Der Planungsausschuss des Stadtrats wird sich am Mittwoch, 26. September, mit einer Vorlage des Planungsreferats befassen. In dem Papier fällt jene Option, die besonders unter Milbertshofener Senioren als dringend erachtet wird, allerdings durch: der Bau eines Senioren- und Pflegeheims. Die Planungsbehörde empfiehlt dagegen, der Stadtrat möge sich dort für ein Besucher- und Informationszentrum mit Ausstellungsflächen und Museum entscheiden.

Entscheidend für das Planungsreferat ist dabei der Denkmalschutz. Der Busbahnhof mit seinen charakteristischen Dächern ist zwar nicht als Einzeldenkmal in die Denkmalliste eingetragen, gehört aber zum denkmalgeschützten Ensemble Olympiapark. Dort hat der Busbahnhof als Hauptzugang zum Olympiapark und ins Olympische Dorf laut Stellungnahme "herausragende Bedeutung". An seine Stelle ein Senioren- und Pflegeheim zu bauen, "widerspräche den Gestaltungsprinzipien des Entwurfes von 1972", heißt es in der Sitzungsvorlage. Stattdessen sollen die Pläne für ein Besucher- und Informationszentrum mit integrierten Ausstellungsflächen weiterverfolgt werden. Ziel der Olympiapark München GmbH (OMG) ist es, für die Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen des Olympiaparks im Jahr 2022 Ausstellungsräume zu schaffen.

Damit das noch rechtzeitig klappt, wäre es gut, die Entscheidung für das Besucherzentrum möglichst bald zu fällen, zeigt sich Jutta Koller überzeugt. "Wir sind von Anfang an dafür, und wir wollen es auch beschließen", sagt die Grünen-Stadträtin, die auch Mitglied im Aufsichtsrat der OMG ist.

Das Besucher- und Informationszentrum wird auch von jenen befürwortet, die seine direkten Nachbarn wären: der Einwohner-Interessengemeinschaft im Olympiadorf (EIG). Die Eigentümer-Vereinigung hält das Besucherzentrum für eine "sinnvolle Lösung", die Idee, an der Stelle ein Pflegeheim zu errichten, dagegen für "völlig verfehlt", wie die Initiative in einer Stellungnahme mitteilt. Die EIG argumentiert dabei, wie das Planungsreferat, ebenfalls mit dem Denkmalschutz. Außerdem sei der Standort etwa wegen des Lärms der angrenzenden Lerchenauer Straße "eine Zumutung für alte Menschen".

Die SPD im Stadtrat zeigt sich unterdessen "nach wie vor kritisch, was das Altenheim angeht", wie Pressesprecher Christian Pfaffinger sagt. Die Befürworter des Seniorenheims lassen aber noch nicht locker. "Wir werden nach wie vor bei unserem Antrag bleiben", sagt Stadträtin Evelyne Menges (CSU). Sie hat in ihrem Vorstoß das Alten- und Pflegeheim auf dem Gelände des Busbahnhofs vorgeschlagen, gegebenenfalls mit Ausstellungsräumen für ein Olympiamuseum. Ihre Parteifreunde im CSU-Ortsverband Olympiadorf haben zudem eine Unterschriftenaktion für ein Senioren- und Pflegeheim an dieser Stelle gestartet.

Das dürfte ganz im Sinne von Marga Jackermayer sein, Vorsitzende des Seniorenbeirats. "Wir kämpfen bis zum Schluss", kündigt sie an. In ihren Augen ist der Ort mit seiner guten Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und dem barrierefreien Olympiadorf in der Nähe hervorragend für ein Seniorenheim geeignet. "Wenn es denn da nicht hinkommt, wo denn sonst?", fragt Jackermayer. Warum es an der Stelle stattdessen ein Informationszentrum braucht, mag sie nicht verstehen. "Es gibt ja schon Museen und Gedenkstätten dort."

© SZ vom 18.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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