Olympiadorf:Elektromobile Handwerker

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Christian Treffer wirbt für ein umweltfreundliches Logistik-Zentrum im Olympiadorf

Von Nicole Graner, Olympiadorf

Es werden Stühle gebracht, sie müssen gerichtet werden. Bei einem anderen Kunden hat sich die Tür verzogen. "Da müssen wir schnell vorbeischauen", sagt Christian Treffer, der seit April 2016 das Olympiawerk im Olympiadorf betreibt. Da wackelt die Steckdose, dort ein Tisch. Pakete werden angeliefert, Pakete zum Kunden gebracht. Von einem "Wünscheerfüllungsladen" spricht der 54-Jährige, wenn er seinen Laden kurz und bündig beschreiben soll. Schreinermeister Christian Treffer hat außerdem eine Vision: Er will einen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten und Ideen entwickeln, wie immer weniger Autos gebraucht werden. Im Olympiadorf zum Beispiel.

Schon jetzt gibt es ein elektrisches Lastenfahrrad, mit dem er und seine Mitarbeiter die Pakete im Olympiadorf ausliefern - und ein E-Auto hat er auch. Das bewährt sich schon jetzt, und deshalb hat Treffer neue Ideen, die er kürzlich in der Sitzung des Bezirksausschusses Milbertshofen-Am Hart vorstellte. Er möchte in einer Art Logistik-Zentrum am Helene-Mayer-Ring 14 alles bündeln: Die Logistik-Unternehmen sollen anliefern können, wie auch Zulieferfirmen. Von dort solle alles koordiniert werden: die Zustellung, die Anfahrten der Handwerker mit dem E-Auto.

Wer das Olympiadorf ein wenig kennt, weiß, dass dort Parkplätze extrem rar sind. Ob Helene-Mayer-Ring, ob Connolly- oder Nadistraße - Besucher finden kaum einen Platz, das Parken in zweiter Reihe oder vor den Anwohner-Garagen ist Standard. "Für Handwerker und Anlieferer ist das einfach extrem schwierig und kaum mehr zu lösen", sagt Treffer. Gerade habe er erst selbst Ärger mit einer Anwohnerin gehabt, weil er schnell vor ihrer Garage parken musste, erklärt Treffer. Deshalb brauche man einen zentralen Platz, der es möglich mache, zu parken und dann von dort aus zu agieren. Zusammen mit anderen Handwerkern will der 54-jährige Schreinermeister weitere Lagerräume anmieten und beantragt auf der Erschließungsebene am Helene-Mayer-Ring 14 ein dauerhaftes eingeschränktes Halteverbot. Auch möchte Treffer - und da bleibt er seiner Vision treu - Zulieferer dazu bringen, Elektroautos zu nutzen. "Eine Auflade-Station wäre dann auch eine gute Lösung", glaubt Treffer.

Das Kreisverwaltungsreferat hat in einem Schreiben an Christian Treffer bereits signalisiert, dass es sich "sehr gut vorstellen" könne im Sinne eines "geordneten Lieferverkehrs" ein eingeschränktes Halteverbot zu ermöglichen.

Das sahen einige Mitglieder des Bezirksausschusses anders. CSU-Fraktionssprecher Erich Tomsche betonte noch einmal, wie sehr das Olympiadorf unter Pardruck stehe. Parkplätze in diesem Bereich wegzunehmen, sei keine Lösung. Auch löse man mit dem eingeschränkten Halteverbot generell das Problem für die Handwerker nicht. Zudem verwies Tomsche auf die Möglichkeit, Pakete über den Lastenaufzug am Helene-Mayer-Ring 10 zu transportieren. Die SPD vermisste zum Antrag einen genauen Plan, damit man überhaupt wisse, über was man diskutiert. Dieser sei, so erklärt Treffer, durchaus an seiner E-Mail angehängt gewesen, habe sich aber nicht öffnen lassen. Bündnis 90/Grüne und Freie Wähler/ödp zeigten sich erfreut von der Idee, E-Autos einzusetzen, sie wollen den Antrag gerne unterstützen.

Im Gremium einigte man sich darauf, den Antrag zu vertagen und erst nach einem Ortstermin zu entscheiden. Dieser soll, so Treffer, am 17. August sein: "Ich hoffe, dass diese Idee nun nicht an einem fehlenden Plan scheitert." Und er fügt hinzu: "Schließlich ist es doch eine gute Idee, mehr E-Autos zum Einsatz zu bringen." Das Logistik-Unternehmen UPS Europa habe sich bereits im Olympiadorf angeschaut, wie das mit E-Auto und elektrischem Lastenrad funktioniere. Jetzt müsse man weitermachen, sagt Treffer und versteht die Idee von einem Logistikzentrum im Olympiadorf mit Parkplätzen, Ladestation und weiteren E-Autos als ein Vorhaben, das zum Vorzeigeprojekt werden könnte. Auf jeden Fall würden seiner Meinung nach vier oder fünf weitere elektrische Lastenräder nicht schaden, die dann auch die Anwohner nutzen könnten. Und ein weiteres E-Auto.

© SZ vom 14.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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