Oktoberfest 2010:Römische Kampfwagen auf der Jubiläumswiesn

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Historische Pferderennen, drei Hochzeiten und eine Lohnwürstlgrillerei: Das Programm für den 200. Geburtstag des Oktoberfests steht.

Astrid Becker

Es begann vor drei Jahren auf dem Oktoberfest. Ein paar wichtige Herren aus der Stadt steckten damals die Köpfe zusammen und beschlossen, dass man sich für die Jubiläumswiesn 2010 etwas Besonderes einfallen lassen müsse. Etwas, was an die Ursprünge des größten Volksfestes der Welt erinnern sollte.

Echt bayerische-sächsische Wiesnliebe: Michael Pichler und Mandy Protze (links), Philipp Lakatos und Nadine Schneider (Mitte) und das offizielle "historische" Prinzenpaar Markus Huttner und Christin Berger. (Foto: Catherina Hess)

Auf diese erste Idee folgten ein paar lockere Treffen im Ratskeller, die später zu ernsthaften Arbeitssitzungen im Wirtschaftsreferat wurden. Was dieser konspirative Kreis, dem auch OB Christian Ude, Festring-Präsident Karl-Heinz Knoll, Wiesn-Stadtrat Helmut Schmid und Wiesn-Ehrenstadtrat Hermann Memmel angehören, dabei für die historische Wiesn ersonnen hat, stellte er jetzt im Rathaus vor.

Weil zur Hochzeit des bayerischen Kronprinzen Ludwig und der Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen im Jahre 1810 für das Volk ein großes Pferderennen abgehalten wurde, lag der erste Programmpunkt des diesjährigen 200. Wiesngeburtstags nahe: eben auch Pferderennen zu veranstalten.

Im südlichen Teil der seither sogenannten Theresienwiese, der für die historischen Feierlichkeiten auserkoren wurde, sollen nun also zweimal pro Tag, jeweils um 13 und 18 Uhr, bayerische Rassepferde, wie Haflinger und Noriker, gegeneinander antreten. Eröffnet wird diese historische Wiesn am Freitag, 17. September, nach einem Festumzug um 11 Uhr, pünktlich mit dem ersten Rennen um 12 Uhr, für das Ude höchstpersönlich den Startschuss geben wird.

In rennfreien Zeiten steht die Rennbahn, also der "große Ring", im Zeichen ländlichen Lebens: Bayerische und alpenländische Vereine zeigen Volkstanz, Schuhplatteln und Goaßlschnazln, Kaltblütler und Haflinger geben Einblicke in die Landwirtschaft von anno dazumal. Einen Slalomparcours bestreiten zudem diverse Pferdegespanne, darunter sogar ein Zehnspänner und ein römischer Kampfwagen.

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Der zweite und mindestens ebenso bedeutende historische Akt, die Hochzeit selbst, darf natürlich auch nicht fehlen. Aus 15 bayerisch-sächsischen Paaren wurden drei ausgesucht, die am 12. Oktober, dem echten Hochzeitstag von Ludwig und Therese, von OB Ude in der Kongresshalle getraut werden.

Eines davon, Christin Berger und Markus Huttner, wird zudem noch als offizielles Prinzenpaar das historische Oktoberfest repräsentativ begleiten. Die beiden sind leidenschaftliche Wiesnfans, für die ein Besuch des Oktoberfests ohne Lederhose und Dirndl nicht in Frage käme. Huttner ist Polizist bei der Reiterstaffel und arbeitete zudem im vergangenen Jahr als Gruppenführer bei der Wiesn-Wache. Seine künftige Frau Christin lernte er bei seinem Zahnarzt kennen. Sie arbeitet dort als Helferin.

Auch die anderen beiden Paare zeichnet eine tiefe Verbundenheit zum Oktoberfest aus: Michael Pichler ist Braumeister, seine Mandy Protze Bedienung. Sie sind durch einen gemeinsamen Bierzeltbesuch auf der Wiesn zum Paar geworden. Auch der angehende Arzt Philipp Lakatos und die Krankenschwester Nadine Schneider haben sich 2006 im "Schottenhamel" lieben gelernt.

Doch auch in Sachen Fahrgeschäfte soll der Historie auf dem südlichen Oktoberfest Rechnung getragen werden: So gibt es das Spiegelkabinett "Land des Lächelns", ein Velodrom, in dem jeder seine Geschicklichkeit auf "etwas anderen" Fahrrädern beweisen kann oder auch die 1939 erbaute Berg- und Talbahn "Fahrt ins Paradies". Ebenfalls traditionell soll es im historischen Festzelt (betrieben von den Wirtefamilien Wieser und Winklhofer vom Ratskeller) mit 3500 Innenplätzen und 3000 weiteren im Biergarten zugehen.

Hier werden sogar ein Tanzboden und eine Lohnwürstelgrillerei aufgebaut - das heißt: Jeder Gast kann sich, wie früher bei den Hendln, seine Würstel selbst mitbringen und vor Ort zubereiten lassen. Eine besondere Attraktion dort wird aber das Jubiläumsbier sein, das alle sechs Münchner Brauereien gemeinsam nach einem Geheimrezept gebraut haben, und das für 8,80 Euro pro Maß täglich bis 19.30 Uhr verkauft wird. Ausgeschenkt wird es übrigens nicht im Glaskrug, sondern im Keferloher - ganz der Tradition entsprechend. Wer will kann dafür auch den 33 Euro teuren Jubiläumskrug der Brauer und Wirte erwerben.

Und dann ist da ja auch noch das Kleinkunstprogramm im "Herzkasperlzelt", das Museumszelt oder das Tierzelt des Bauernverbands, in dem ein Streichelzoo auf Kinder wartet. Der Eintritt zur historischen Wiesn kostet vier Euro, für Kinder bis 14 Jahren ist er kostenlos.

© SZ vom 14.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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