Reiter übt Anzapfen:Bis der Daumen dick ist

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Beim SZ-Anzapftest zeigte sich Dieter Reiter bereits 2011 souverän. Trotzdem übt er für den Anstich. (Foto: Robert Haas)

Es ist seine erste Wiesn als Oberbürgermeister. Unter fachkundiger Anleitung übt Dieter Reiter das Anzapfen. Mehr Sorgen als die Zahl der Schläge, die er beim Anstich brauchen wird, macht ihm indes etwas ganz anderes.

Von Dominik Hutter

Die Szenerie wird ein wenig bizarr sein: Eine streng abgeschirmte Fläche auf dem Gelände der Paulaner-Brauerei, darauf eine Reihe Bierfässer - und ein Oberbürgermeister, der unter fachkundiger Anleitung von Schankkellner Helmut Huber auf eben diese einschlägt. An der richtigen Stelle natürlich, es geht schließlich um die Generalprobe fürs Anzapfen. Am Samstag steht Dieter Reiter vor Tausenden Wiesn-Besuchern erstmals in der Pflicht, da kann ein bisschen Übung nicht schaden. Und die findet erst in dieser Woche statt, an einem Geheimtermin. Zuschauer sind unerwünscht.

Bis zu einer Dreiviertelstunde will Reiter immer und immer wieder den Schlegel schwingen, danach sei eh "der Daumen dick". Die Fässer sind sozusagen in aufsteigender Reihenfolge aufgestellt: erst leer, dann mit Wasser und dann mit Bier gefüllt. Reiter will gleich mit dem Wasserfass beginnen. Obwohl, das gibt er offen zu, seine bisherigen Anzapf-Auftritte bei Sommerfesten mit der ganz großen Nummer im Schottenhamel-Zelt nicht viel zu tun haben. 200 statt 50 Liter, und bei den Zuschauern ist die Steigerung noch markanter.

Am schwierigsten findet der Rathaus-Chef aber das enge Zeitkorsett. Wie viele Minuten vorher muss man loslegen, um Punkt zwölf die erste Maß ausschenken zu können? Wie viele Schläge sollen es sein? Immer in der Gewissheit, dass die sensationslüsterne Menge begierig auf Peinlichkeiten hofft. Und Reiter geht davon aus, dass der "worst case", das Bierbad, bei einem 200-Liter-Fass eine andere Dimension hat als bei der Partyversion aus dem Getränkemarkt. Immerhin: Dass vorher geübt wird, ist seit entsprechenden Bekenntnissen von Vorgänger Christian Ude gesellschaftlich akzeptiert. Dafür liegt die Latte hoch: Bei Ude waren zwei Schläge schon selbstverständlich.

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Falls sich Reiter nach dem Zeremoniell noch auf der Wiesn blicken lassen kann, wird man ihn jeden Tag dort antreffen. Verbände, Vereine, Gastronomen - jeder will mit dem OB anstoßen, der geschätzte 70 Anfragen abgesagt hat. "Mindestens einmal, eher öfter" will er mit Ehefrau Petra vom Riesenrad aus München betrachten. Den Fünfer-Looping dagegen sieht er sich lieber von unten an.

© SZ vom 17.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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