Öffentliche Verkehrsmittel:Öfter fahren, weiter fahren, im Kreis fahren

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Mit einem ehrgeizigen Maßnahmenbündel will die Münchner Verkehrsgesellschaft ihr Netz leistungsfähiger machen. Stadtviertelpolitiker hören das gerne - die Finanzierung einiger Vorhaben muss aber noch aufs Gleis gesetzt werden

Von Berthold Neff, München

Wenn eine Stadt so rasant wächst wie Bayerns Landeshauptstadt, gerät das Verkehrsnetz an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Auf den Straßen wird es eng, U-Bahnen, Busse und Trambahnen sind überfüllt, Verspätungen werden immer öfter zur Regel. Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), für den Betrieb von U-Bahn, Bus und Tram zuständig, reagiert auf diese Herausforderung jetzt mit dem recht ehrgeizigen "Leistungsprogramm 2018". Seit Wochen schon wird das Maßnahmenpaket in den Bezirksausschüssen diskutiert, denn kaum ein Thema beschäftigt die Stadtviertel-Gremien ganzjährig mehr als der Verkehr. Weil die MVG-Initiative für viele Stadtviertel Verbesserungen bringt oder sie zumindest verspricht, war die Resonanz in den Bezirksausschüssen auf die Pläne rundum positiv.

Vieles von dem, was die MVG umsetzen will, steht noch unter Finanzierungsvorbehalt. Das heißt, es wird nur dann verwirklicht, wenn die Stadt dafür Geld aus ihrem Etat beisteuert. Einiges aber ist so dringlich und so wichtig für das Funktionieren des Gesamtsystems, dass es bereits umgesetzt wurde. Einige Beispiele verdeutlichen das: Dadurch, dass die U 7 weiterhin bis zum Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) fährt, wird auf dem Abschnitt Westfriedhof - OEZ ein Fünf-Minuten-Takt erreicht. So wird diese Linie attraktiver und entlastet auch die U 2 zwischen Scheidplatz und Hauptbahnhof sowie die U 3 Nord, wo die Experten ohnehin einen starken Zuwachs an Fahrgästen erwarten. Verbesserungen ohne zusätzliches Geld erwartet sich die MVG auch von verbesserten Taktabfolgen auf U 1, U 2, U 5 und U 7, sodass die Abfahrtszeiten zwischen Schul- und Ferienzeiten nicht mehr differieren (was auch für die U 4 angestrebt wird). Auch der fürs Umsteigen wichtige direkte Anschluss zwischen U 2 und U 5 am Innsbrucker Ring bleibt durchgängig erhalten. Angestrebt wird ein problemloses Umsteigen auch am Scheidplatz zwischen U 3 und U 2.

Für die Wege der Bürger in ihrem näheren Umfeld sind Busse und Trambahnen noch wichtiger als die U-Bahn. Und auch hier gibt es Verbesserungen. Einige sind bereits umgesetzt, zum Beispiel beim Metrobus 50 zwischen Frankfurter Ring und Studentenstadt, der durch den starken Zuzug im Bereich der Parkstadt Schwabing und Domagkpark schon im Dezember 2016 eine Taktverdichtung erhielt. Nun rollt dieser Bus zur Stoßzeit im Fünf-Minuten-Takt, auch nachmittags wird diese Abfolge zwischen Frankfurter Ring und Gertrud-Grunow-Straße erreicht.

Klar ist, und zwar ohne Finanzierungsvorbehalt, dass der Bus 178 künftig vom Petuelring bis nach Kieferngarten durch den Euro-Industrie-Park fährt. Das Gebiet wurde bereits 2015 durch Verlängerung der Buslinie 172 bis Am Hart besser erschlossen. Den Olschewskibogen fährt künftig vom Frankfurter Ring aus die Linie 179 an, im 20-Minuten-Takt zur Hauptverkehrszeit, tagsüber alle halbe Stunde. Verbesserungen auf vielen anderen Buslinien werden erst kommen, wenn die Finanzierung steht. So zum Beispiel die Verstärkerbusse auf der Linie 134 im Abschnitt Obersendling - Fürstenried West sowie der Linie 166 (Gautinger Straße - Fürstenried West). Im Bezirksausschuss 19 nahm man das zwar zustimmend zur Kenntnis, erneuerte aber die Forderung nach einem Zehn-Minuten-Takt beim Bus 134 zwischen Theresienhöhe und Fürstenried West. Erleichterung auch in Aubing, wo die MVG einen Stadtbus zwischen dem Bahnhof Aubing und dem Westkreuz einrichten will.

Neue Perspektiven eröffnen aber die Ring-Linien mit neuen tangentialen Verbindungen zwischen den Stadtvierteln. Aus den Buslinien 58, 148 und 150 soll eine City-Ring-Trasse entstehen, die vom Hauptbahnhof über Goethe- und Kolumbusplatz zum Ostbahnhof, zum Prinzregenten- und Herkomerplatz und dann über Tivoli-, Giselastraße und Königsplatz wieder zum Hauptbahnhof im Kreis fahren würde. Veränderungen stehen, so es dafür Geld gibt, auch beim Expressbus X 30 an, der bisher vom Harras zum Ostbahnhof fährt. Er könnte zum Hirschgarten (Steubenplatz) verlängert werden, was der BA Sendling-Westpark sehr begrüßt.

Auf erhöhte Fahrgastzahlen muss die MVG auch bei der Tram reagieren. Geplant ist, dass die Tram 16 vom Romanplatz über Sendlinger Tor, Lehel, Effnerplatz nach St. Emmeram fährt und die Linie 17 von der Amalienburgstraße über Sendlinger Tor und Max-Weber-Platz dieselbe Endhaltestelle ansteuert. Die Linie 18 hingegen, die bisher vom Gondrellplatz nach St. Emmeram führte, rollt künftig zur Schwanseestraße. Die MVG reagiert mit diesen Änderungen darauf, dass die Zahl der Fahrgäste auf den Ost-Ästen dieser Linien kontinuierlich steigt. Geplant ist, größere Fahrzeuge zur Erschließung des Neubaugebiets Prinz-Eugen-Park einzusetzen.

Die MVG-Pläne für 2018 sollen im Sommer im Stadtrat diskutiert und entsprechend anschließender Gespräche auch im MVV über Kosten und Tarife zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2017 umgesetzt werden.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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