Obermenzing:"Wir müssen uns besser kennenlernen"

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Die Flüchtlingshilfe Menzing engagiert sich bei der Betreuung der Menschen in der Unterkunft am Dreilingsweg

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

"Wir wollen künftig mehr am Kennenlernen der anderen Kulturen arbeiten, um noch besser zu verstehen, was die Menschen brauchen, und was sie nicht brauchen", sagt Peter Miltenberger. Der 67-Jährige gehört zum Vorstand der Flüchtlingshilfe Menzing. Nach eineinhalb Jahren Engagement in der Unterkunft für wohnungslose Menschen am Dreilingsweg haben die Ehrenamtlichen jetzt im Pfarrsaal von Leiden Christi eine Art erste Bilanz gezogen. Etwa vierzig aktive Helfer waren gekommen.

In der Unterkunft - zwei lang gestreckte Holzbauten mit 30 Apartments am Ortsrand von Obermenzing nahe der S-Bahnstation Langwied - leben etwa 200 Menschen, mehr als die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Die Bewohner sind anerkannte Asylbewerber etwa aus dem Irak und Syrien, aber auch EU-Bürger, die sich auf dem extrem angespannten Münchner Wohnungsmarkt schwer tun, eine bezahlbare Bleibe zu finden. Betreut werden die Menschen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Arbeiterwohlfahrt (Awo) München-Land in einer Trägergemeinschaft mit der Awo München-Stadt. Der Helferkreis Obermenzing wiederum setzt mit seinem Angebot dort an, wo das Aufgabengebiet der Hauptamtlichen endet. Die Flüchtlingshilfe Menzing ist kein eigener Verein, sondern Teil des katholischen Pfarrverbands Leiden Christi-Sankt Leonhard, in Zusammenarbeit mit der evangelischen Carolinenkirche Obermenzing.

Die Flüchtlingshilfe sei in kleinen Teams organisiert, berichtete Peter Miltenberger in seiner Bilanz. Da gibt es beispielsweise die Hausaufgabenhilfe für Grund- und Vorschulkinder, die in kleinen Gruppen nachmittags in der Unterkunft betreut werden. Und das mit "ziemlichem Erfolg", wie Miltenberger sagt, der selbst an der Seniorenakademie unterrichtet. Dann bieten die Obermenzinger Helfer auch Deutschkurse für Jugendliche und Erwachsene an, quasi als Vertiefung der staatlichen Sprachkurse. Noch etwas zusätzliche Schubkraft würde laut Miltenberger die Radlwerkstatt benötigen, die er eingerichtet hat. Die Jugendlichen am Dreilingsweg seien sehr begeistert von diesem Projekt, doch gebe es noch "organisatorische Hürden". So fehle ein fester Raum für die Werkstatt, in der Fahrräder repariert und Exemplare aus dem Fundbüro hergerichtet werden.

Das Team Logistik organisiert für die Bewohner Umzüge, wenn sie zu den Glücklichen gehören und eine Wohnung auf dem freien Mietmarkt gefunden haben, denn eigentlich soll die Unterkunft für die Menschen nur eine Zwischenstation sein. Ein Team vermittelt Sachspenden. Und dann gibt es die Helfergruppe, die sich Freizeitangebote für die Menschen am Dreilingsweg ausdenkt oder das Awo-Team dabei unterstützt. "Noch tun wir uns damit etwas schwer", muss Miltenberger einräumen. "Die Menschen kommen aus einem anderen Kulturkreis, Freizeit, das ist etwas, was sie mit ihrer Familie verbringen wollen. Wir müssen uns gegenseitig noch besser kennenlernen", sagt er, ist aber optimistisch, dass dies gelingen kann.

Die Flüchtlingshilfe Menzing kann noch Unterstützer brauchen, auch stundenweise, sagt Miltenberger. Interessenten melden sich per E-Mail beim Vorstand unter kontakt@fluechtlingshilfe-menzing.de.

© SZ vom 21.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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