Obermenzing:Oben wohnen, unten einkaufen

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Der Discounter Lidl stellt dem Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing sein Immobilien-Projekt an der Obermenzinger Verdistraße vor - noch warten die Verantwortlichen auf die Reaktion der Lokalbaukommission

Von Jutta Czeguhn, Obermenzing

Sie sind bis zu zwölf Meter lang und müssen zwei bis drei Mal am Tag rückwärts einparken. Es geht um die Lkw, die den geplanten Lidl-Markt an der Verdistraße beliefern sollen. Hört sich nicht dramatisch an, könnte aber von großer Bedeutung sein für das Immobilienprojekt des Discounters an der stark befahrenen, vierspurigen Ausfallstraße im Münchner Westen. Lidl hat dort ein 2000 Quadratmeter großes Grundstück erworben, auf dem bislang eine Filiale von McDonald's untergebracht war. 36 Mietwohnungen sollen über dem Markt im Erdgeschoss auf zwei Etagen entstehen. Noch ist das Projekt über eine Bauvoranfrage nicht hinausgekommen. Wie Philipp Klausmann vom Lidl-Immobilienbüro und Bert Hippmann, Vorstand der Baufirma Redag, nun im Bezirksausschuss (BA) Pasing-Obermenzing andeuteten, hängt das Vorhaben am Thema Verkehr. Man warte "schon einige Zeit" auf eine Antwort der Lokalbaukommission (LBK) auf die Bauvoranfrage.

Die beiden Projektzuständigen informierten auf Einladung der Lokalpolitiker, die Anwohnern aus Obermenzing Gelegenheit geben wollten, sich auf den aktuellen Projektstand zu bringen. Neu war aber auch für die Stadtviertelvertreter, dass Lidl an der Verdistraße eine Verkehrszählung durchgeführt hat, um zu ermitteln, zu welchen Zeiten dort stadtauswärts weniger los ist. Entsprechend würde man den Anlieferverkehr anpassen, denn es sei nicht zu verhindern, dass die Laster beim Rückwärtseinparken beide Fahrspuren, wenn auch nur für kurze Zeit, blockieren würden. Philipp Klausmann geht davon aus, dass morgens nach 6 Uhr - Lidl-Filialen öffnen um 7 Uhr - die ersten beiden Anlieferungen mit Frischwaren stattfinden dürften. Mit dem dritten Lkw sei man flexibler. "Bei all dem befinden wir uns in enger Abstimmung mit dem Kreisverwaltungsreferat, die Zeitfenster für die Anlieferung lassen sich in der Baugenehmigung regeln", sagte Klausmann.

Doch muss nun erst einmal die Bauvoranfrage von der Lokalbaukommission positiv beantwortet werden. Dann wollen Lidl/Redag an die Ausarbeitung des Bauantrags gehen. Denn dann wissen sie auch, mit welcher der beiden Projektvarianten sie arbeiten werden: entweder der von ihnen bevorzugten Lösung A mit drei freistehenden Aufbauten über dem 800 Quadratmeter großen Markt, oder mit Variante B, einem von der LBK aus Lärmschutzgründen angeregten, durchgehenden Baukörper entlang der Verdistraße. Mit dem Baustart rechnen die Investoren erst 2020.

Stadtteilpolitiker und Anwohner erfuhren von den Projektleitern, dass etwa 77 Tiefgaragenstellplätze auf zwei Etagen geplant sind. Ebenso eine Begrünung der Flachdach-Flächen. Im Bauantrag könne man auch die Wünsche des BA für die Freiflächenplanung aufnehmen, so Bert Hippmann, also beispielsweise Büsche, Pappeln oder schlanke Eichen entlang der Verdistraße. Auch Fotovoltaik auf dem Dach oder eine Ladesäule für Elektroautos können sich die Investoren vorstellen. Ebenso Teil dieser Detailplanung wird laut Hippmann der Zuschnitt der Mietwohnungen sein. Derzeit stelle man sich einen Nutzungsmix vor aus Studenten, Familien und Senioren. Den Vorstoß der Seniorenbeauftragten Franziska Miroschnikoff (CSU), doch über dem Lidl-Markt überwiegend Wohnungen für Senioren einzurichten, erteilte er zumindest keine Absage.

Unterschiedlich sind die Aussagen, wie sich die Nachbarn zum Projekt verhalten. In der Bezirksausschuss-Sitzung sagte ein Hauseigentümer, dass sich die "Begeisterung in Grenzen hält". Hippmann wiederum sagte, das Projekt sei nirgends auf Ablehnung gestoßen: "Solange kein Asylbewerberheim gebaut wird, sind sie mit allem zufrieden."

© SZ vom 18.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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