Obermenzing:Friedliche Koexistenz

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An der Bauseweinallee 8, direkt am Bahnhof, entsteht die Unterkunft für 200 Familien. (Foto: Frieder Vogelsgesang/oh)

Bürgervereinigung befürwortet Wohnungslosen-Unterkunft

Die Pläne für eine städtische Unterkunft für 200 wohnungslose Familien auf einer privaten Brache an der Bauseweinallee 8 direkt am Obermenzinger S-Bahnhof sorgen im Viertel für Kontroversen. Eine Bürgerinitiative hat sich mittlerweile formiert, mit dem Ziel, das Vorhaben zu verhindern; sie argumentiert mit Verkehrsproblemen in der ohnehin verkehrsreichen Straße. Die Bürgervereinigung Obermenzing hat sich dagegen in ihrer jüngsten Mitgliederversammlung explizit und einstimmig dafür ausgesprochen, das Projekt "konstruktiv begleiten" zu wollen, wie ihr Vorsitzender Frieder Vogelsgesang mitteilt; der CSU-Politiker ist auch Vorsitzender des Bezirksausschusses Pasing-Obermenzing.

Der Betrieb in den drei Gebäuden soll bereits im Oktober 2022 aufgenommen werden. Seit über vier Jahrzehnten befasse sich die Bürgervereinigung Obermenzing mit eben diesem Grundstück, so ihr Vorsitzender. Bereits 1979 habe sie die Schaffung von Stellplätzen und einem barrierefreien Zugang von dort aus zum Obermenzinger Bahnsteig gefordert. Verschiedene Entwürfe seien Anfang der 2000er Jahre durch die Stadtplanung vorgestellt, jedoch in Anbetracht der hohen Kosten wieder verworfen worden. 2008 erwarb ein privater Investor das Grundstück von der Bahn, reichte erste Entwürfe ein und verkaufte das Areal später weiter. Der aktuelle Eigentümer beabsichtigt nun die Errichtung von drei Gebäuden für wohnungslose Familien.

Schon beim Bau des betreuten Hauses des Vereins Wohnhilfe an der Verdistraße 45 habe die Bürgervereinigung einen Bürgerbeirat angeregt, der seither regelmäßig zweimal im Jahr tage und die Leitung des Hauses berate und begleite. "Seit Eröffnung dieses Hauses konnten alle Probleme im Umfeld auf kurzen Wegen schnell geklärt werden, größere Probleme sind nie entstanden," berichtet Frieder Vogelsgesang. "Wir sind daher zuversichtlich, dass es gelingt, auch mit unseren neuen Mitbürgern an der Bauseweinallee 8 in friedlicher Koexistenz leben zu können."

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der wohnungslosen Menschen in München stark angestiegen. Bald 10 000 Münchnerinnen und Münchner leben aktuell auf engem Raum in Unterkünften. Damit keine sozialen Spannungen entstehen, so der Wunsch des Sozialreferates, sollen die Unterbringungsmöglichkeiten dezentral auf alle Stadtbezirke verteilt werden. Vogelsgesang erläutert: "Wenn wir schon eine derartige Einrichtung in unser Stadtviertel bekommen - und ich halte dies durchaus für richtig -, so ist der Standort an der Bauseweinallee unmittelbar in Bahnhofsnähe geradezu prädestiniert, damit diese Familien einen kurzen Weg zum ÖPNV haben. Wir dürfen Menschen, die oftmals unschuldig in Not geraten sind, nicht weiter an den Rand der Gesellschaft abdrängen."

© SZ vom 28.07.2021 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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